In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gab es 11.000 Unternehmensinsolvenzen in Deutschland. Das sind 30 % mehr als im Vorjahreszeitraum und die meisten seit dem Höchststand 2016. Schuld daran sind laut Creditreform die Rezession aus dem Jahr 2023, die anhaltenden Krisen und die schlechte konjunkturelle Entwicklung. Das zusammen breche zahlreichen Betrieben das Genick, so das Beratungsunternehmen.
Besonders betroffen sind die Dienstleistungsbranche mit 6.500 Pleiten (+ 35 %), gefolgt vom Handel (+20,4 %), Baugewerbe (+27,5 %) und verarbeitendem Gewerbe (+21,5 %). Auffällig ist, dass es aktuell oft größere Unternehmen trifft.
Eine Verbesserung der Situation erwartet Creditreform nicht. Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland dürfte 2024 aller Voraussicht nach schwach ausfallen. Zusammen mit den immer noch hohen Zinsen bleibe die Unternehmensfinanzierung eine echte Herausforderung, heißt es. Die Fachleute rechnen damit, dass die Insolvenzzahlen in diesem Jahr erstmals wieder das Niveau von vor der Pandemie übertreffen werden.
ifo-Geschäftsklima überraschend schlecht
Dass sich die Stimmung in der Wirtschaft nun doch weiter verschlechtert hat, zeigt auch der neueste Geschäftsklimaindex des ifo-Instituts. Dieser sank auf 88,6 Punkte nach 89,3 Punkten im Mai.
Während die befragten Unternehmen ihre aktuelle Lage unverändert beurteilten, trübten sich ihre Erwartungen für die kommenden Monate ein. "Die deutsche Wirtschaft tut sich schwer, die Stagnation zu überwinden", erklärte ifo-Präsident Clemens Fuest gegenüber der Tagesschau.
Im verarbeitenden Gewerbe verschlechterte sich das Geschäftsklima nach drei Anstiegen in Folge wieder. Insbesondere der sinkende Auftragsbestand bereite den Firmen Sorgen, teilte das ifo mit. Mit den laufenden Geschäften waren sie aber etwas zufriedener.
Im Dienstleistungssektor dagegen stieg der Index. Insbesondere im Beherbergungsgewerbe habe sich die Stimmung gebessert, so die Wirtschaftsforscher. "Merklich" verschlechterte sich die Stimmung im Handel. Im Bauhauptgewerbe besserte sich die Stimmung leicht.
Aufschwung weiter nicht in Sicht?
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer kann angesichts der Zahlen noch keine Trendwende erkennen. Er sprach von einem Warnsignal und zeigte sich alarmiert. Auch LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch bestätigt, dass die Zahl so schlecht ist, wie sie aussieht. Ein Aufschwung finde in Deutschland nicht statt. Es sei unklar, woher der erhoffte Wachstumsschub für das Jahr 2025 kommen solle.
Insgesamt gehen die meisten Ökonomen laut der Tagesschau aber von einer weiteren Erholung im laufenden zweiten Quartal aus. Stützend dürfte der private Konsum wirken, nicht zuletzt dank der abebbenden Inflation. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer erwartet nach einer Umfrage unter mehr als 24.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen allerdings nur eine Stagnation.