In kaum einer anderen Branche sind die Einstiegsbarrieren für Existenzgründerinnen und Existenzgründer größer als in der Landwirtschaft. Das gilt vor allem dann, wenn die Gründer als Selbstständige einen Hof betreiben wollen und über keine familiäre Hofnachfolge verfügen.
Welche Erfahrungen Menschen beim Schritt in die landwirtschaftliche Selbstständigkeit machen und vor welchen Hürden sie stehen, das will ein aktuelles Forschungsprojekt des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft aus Braunschweig ermitteln.
Wen suchen die Forschenden für ihre Befragung?
Dafür suchen die Forschenden aktiv nach Landwirtinnen und Landwirten, die in den vergangenen 15 Jahren in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Brandenburg oder Sachsen gegründet haben. Unter ihnen wollen eine Masterstudentin und ein Masterstudent im Zeitraum Mitte Juli bis Ende August eine Befragung durchführen.
Geplant sind leifadengestützte Interviews, die entweder per Videogespräch oder vor Ort durchgeführt werden können. Diese Interviews sollen etwa 60 Minuten dauern. Der Fokus liegt dabei auf den konkreten Erfahrungen und Herausforderungen aus der Praxis.
Interessierte Existenzgründerinnen und Existenzgründer oder Personen, die potenzielle Teilnehmer kennen, werden gebeten, sich unter interviewpartner@masterarbeit-existenzgruendung-landwirtschaft.de bei Ludwig Krug und Simone Wetteskind zu melden.
Welche Aspekte umfasst das Forschungsfeld?
Existenzgründungen in der landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Urproduktion seit 2009
Regionen: Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen
Unabhängig von Alter, Qualifikation oder Haupt-/Nebenerwerb
auch Quereinsteiger*innen und Geschäftsmodelle mit Einkommenskombinationen
Was soll nicht betrachtet werden?
Inner- und außerfamiliäre Hofübergaben
Liebhaberei und reiner Zierpflanzengartenbau
Geschäftsmodelle ohne Urproduktion oder ohne Fläche
Wozu sollen die Ergebnisse der Befragung beitragen?
Mit der Befragung wollen die Forschenden die Wege und Strategien von Existenzgründern in der Landwirtschaft näher untersuchen. Auf Grundlage ihrer Erfahrungen wollen sie dann Erfolgs- und Hemmfaktoren identifizieren und praxisnahe Lösungen entwickeln. Erfahrungen aus zurückliegenden Gründungsvorhaben könnten helfen, ein besseres Verständnis für die realen Herausforderungen und Erfolgsfaktoren von Existenzgründungen in der Landwirtschaft zu entwickeln, schreiben die Forschenden in einem Teilnahmeaufruf. Dies könne wesentlich zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für zukünftige Gründerinnen und Gründer beitragen.
Was bringt Existenzgründung der Landwirtschaft?
Die Landwirtschaft zählt zu den kapitalintensivsten Branchen in Deutschland. Laut aktuellem Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) betrug die Kapitalintensität pro landwirtschaftlichen Arbeitsplatz im Jahr 2022 mehr als 790.000 €. Damit einher geht ein deutschlandweit stark steigender Pachtpreis. Gleichzeitig stehe die Landwirtschaft vor großen ökologischen und sozialen Herausforderungen, schreiben die Forschenden. In einer solchen Situation könnten Impulse von Existenzgründungen hilfreich sein, um Pfadabhängigkeiten zu überwinden und neue Wege einzuschlagen, lautet die Ausgangsthese der Forschenden.