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Forscher widerspricht Bioland

Prof. Qaim hält Ökolandbau beim Thema Gentechnik für unehrlich

Unehrlichkeit in Sachen Grüne Gentechnik wirft ZEF-Direktor Prof. Qaim dem Ökolandbau vor. Auch dieser nutze „gentechnisch veränderte“, nämlich mittels der Mutagenese entwickelte Sorten.

Lesezeit: 3 Minuten

Nicht die Patente, sondern die hohen und damit sehr kostenträchtigen Zulassungshürden haben dafür gesorgt, dass gentechnisch veränderte Pflanzen (GV) nur von wenigen Unternehmen entwickelt und vermarktet werden.

Mit dieser Aussage hat der Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF), der Agrarökonom Prof. Matin Qaim, dem Bioland-Präsidenten Jan Plagge widersprochen, der im Fall einer Deregulierung des EU-Gentechnikrechts gemäß dem Kommissionsvorschlag eine Monopolisierung der Pflanzenzüchtung befürchtet.

Hohe Zulassungshürden gewollt

In ein Zulassungsverfahren für GV-Pflanzen seien bis zu 50 Mio. € zu investieren, da werfen die kleineren Pflanzenzuchtunternehmen das Handtuch, erklärte Qaim am Mittwochabend im Rahmen der Talkreihe „Enter Science“ zur Thematik der Grünen Gentechnik in der Bonner Bundeskunsthalle. Die hohen Zulassungshürden seien politisch und gesellschaftlich gewollt. Wenn diese gesenkt würden, kämen auch die kleineren Zuchtunternehmen zum Zug.

Dem Ökolandbau warf der ZEF-Direktor in Sachen Gentechnik vor, „unehrlich“ zu sein. Die Mutagenese, die Erzeugung von Mutationen in der Pflanzenzüchtung durch den Einsatz chemischer Stoffe oder ionisierender Strahlen, sei rechtlich ebenfalls als Gentechnik eingestuft und werde auch vom Ökolandbau genutzt. Dies aber werde verschwiegen, so Qaim.

Kein höheres Risiko bei GV-Pflanzen

Auch den Vorwurf der Gentechnik-Gegner an die EU-Kommission, mit ihrem Vorschlag zur Deregulierung derselben das Vorsorgeprinzip aufzugeben, ließ der Agrarwissenschaftler nicht gelten.

Das Vorsorgeprinzip sei anzuwenden, wenn es Anhaltspunkte für Risiken gebe. „Nach 30 Jahren Gentechnik können wir aber sagen, das bei den GV-Pflanzen kein höheres Risiko besteht als bei den konventionellen Züchtungen.“ Hürden für die Gentechnik widersprächen dem wissenschaftlichen Stand. Qaim mahnte, „wir können es uns nicht leisten, uns vor Innovationen zu verschließen“. Die Grüne Gentechnik sei ein Mosaikstein, der im Sinne der Nachhaltigkeit genutzt werden müsse.

Mehrwert im Wohlstandskontext unbeachtet

Plagge warnte indes vor einer „Durchlizensierung“ der Pflanzen, sollte das Gentechnikrecht dereguliert werden. Er warf der Europäischen Union vor, mit der geplanten Liberalisierung weiter zugehen als die USA. Die Absichtserklärungen der Politik zu den Patenten wertete der Bioland-Präsident als „reine Lippenbekenntnisse“. Auch warnte er vor zu großen Hoffnungen in die Grüne Gentechnik: „Klimaresistente Pflanzen wird es nicht geben.“ Agrarökologische Maßnahmen seien da viel sinnvoller.

Die Soziologin Prof. Jana Rückert-John von der Hochschule Fulda ging auf die Gründe für die mehrheitlich ablehnende Haltung der Bundesbürger gegenüber der Grünen Gentechnik ein. Dahinter verbirgt sich laut Rückert-John der Wunsch nach Natürlichkeit, der auch bei den Vorstellungen zur Landwirtschaft allgemein zum Tragen kommt.

Künstlichkeit werde abgelehnt, weshalb die Konsumenten auch Probleme mit der Technisierung der Landwirtschaft hätten. Allerdings ist die ablehnende Haltung Rückert-John zufolge nicht in allen Bevölkerungsgruppen gleich stark ausgeprägt. So seien die Jüngeren offener für die Gentechnik, die Frauen mehr ablehnend.

Mit sinkendem Einkommen steigt nach Angaben der Soziologin die Akzeptanz, deren Fehlen sie bei anderen Gruppen auch damit erklärt, dass im Wohlstandskontext der Mehrwert der Grünen Gentechnik nicht gesehen wird.

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