Der deutsche Viehhandel ordnet sich derzeit neu. Jüngste Entwicklung ist die Übernahme des Familienunternehmens Viehhandlung Stefan Burke durch den Raiffeisen Viehverbund eG. „ Die Geschäfte werden weiterhin eigenverantwortlich von der Stefan Burke GmbH und deren Mitarbeiter fortgeführt“."
Für den Raiffeisen Viehverbund ist dies ein weiterer Wachstumsschritt nach der Übernahme der Geschäfte der Erzeugergemeinschaften für Schlachtvieh und Ferkel im Raum Osnabrück eG (EGO/EGF) im Jahr 2021. Nun übernehmen die Twistringer die Gesellschaftsanteile der Firma Stefan Burke. „Für Lieferanten, Mitarbeiter und Kunden ändert sich dadurch nichts“, erklärt RVV-Vorstand Patrick Wilkens. Die Familie Burke verkauft ihr Unternehmen aus gesundheitlichen Gründen.
Solide Bilanz der RVV
Bei RVV sieht man die Übernahme als Chance, sich in einem schrumpfenden Markt neu und stärker aufzustellen. Wirtschaftlich ist die Gruppe gut aufgestellt. Bei der Generalversammlung vor wenigen Wochen präsentierte der Vorstand eine solide Bilanz 2023 mit einem Jahresumsatz von 453 Mio. € und einem Überschuss von rund 800.000 €.
Bei den Stückzahlen gehörte der RVV bereits zu den Großen der Branche. 1,34 Mio. Ferkel hat die Genossenschaft 2023 vermarktet, ein Fünftel mehr als 2022. 54 % der Ferkel kamen 2023 aus Deutschland, 46 % waren dänischer Herkunft. Bei den Mastschweinen waren es knapp 1,24 Mio. Mastschweine und beim Großvieh 42.519 Rinder.
Burke importiert viele Dänenferkel
Mit der Übernahme des Burke-Geschäfts wird der Marktanteil im Schweinebereich nochmals deutlich steigen. Das Unternehmen aus Molbergen vermarktet rund 1,2 Mio. Schweine und Ferkel pro Jahr.
Die Hälfte davon sind Ferkel. Diese werden von festen Lieferanten hauptsächlich aus Dänemark bezogen.
Wilkens rechnet damit, dass die deutsche Abhängigkeit von Importferkeln in Zukunft zunehmen wird. „Im Moment sind die Preise gut und die Ferkelmengen in Deutschland stabil“, beschreibt er die Situation. Doch sobald die Umbaupflicht im Deckzentrum kommt oder die Preise deutlich sinken, befürchtet er weitere Rückschläge für die heimische Sauenhaltung. „Entweder wir beliefern unsere Mäster dann mit dänischen Ferkeln oder viele Ställe bleiben eben leer“, sagt er pragmatisch.
RVV will auch bei Großvieh wachsen
Auch beim Großvieh hat der RVV nach eigenen Angaben einiges vor. In diesem Jahr sollen mit rund 47.500 Rindern 10 % mehr vermarktet werden. Durch eine Kooperation mit der Firma Masterrind werde die RVV eG weiterwachsen, ist sich Wilkens sicher.
Betriebe leiden unter Mitarbeitermangel
Neben der Viehvermarktung sieht die RVV in der Beratung und anderen Dienstleistungen ein neues Geschäftsfeld. „Unsere Mitglieder benötigen aufgrund von Personalmangel in der tierischen Veredelung Unterstützung bei einfachen Dienstleistungen wie Stallreinigung und Verladung, diese Lücke müssen wir schließen“, sagt Wilkens. Gleichzeitig bestehe Beratungsbedarf bei den verschiedenen Haltungsformen. „Wir haben nun ein weiteres Standbein“, sagt Wilkens.