Die Zukunft der Sauenhaltung stand am vergangenen Donnerstag im Mittelpunkt eines Online-Vortrags von der Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung (GFS) und der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LWK NRW). Bernhard Feller von der LWK NRW, stellte Möglichkeiten für eine Gestaltung des Abferkelstalls nach den neuen Regeln der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) vor. „Bewegungsbuchten sind kein Wunsch mehr, das müssen wir in Zukunft machen“, fasste er zusammen.
Strukturierung der Bucht wichtig
Im Deckzentrum sei in der kritischen Phase nach dem Belegen sogar noch mehr Platz nötig als das neue Gesetz vorschreibt. Die Rausche dauere nach dem Belegen der Sauen oft noch an. In dieser Zeit sind die Rangkämpfe in der Gruppenhaltung sehr intensiv, so dass die Verletzungsgefahr steigt: „Die Sauen brauchen genug Platz zum Ausweichen und Rückzugsmöglichkeiten. Dazu ist auch ein rutschfester Boden unerlässlich.“ Eine gute Strukturierung der Bucht ist für das Handling der Tiere laut Feller zukünftig in allen Bereichen der Ferkelerzeugung wichtig. Die Trennung in Liege-, Fress- und Kotbereiche könne mit einem passenden Temperaturgefälle realisiert werden. Die anstehenden Investitionskosten für Sauenhalter sind jedoch insgesamt enorm: „Rund 1.500 bis 2.000 € kostet der Umbau pro Sauenplatz, um die alte Bestandsgröße zu halten“, erklärte der Stallbauexperte.
Positive Erfahrungen mit Bewegungsbuchten
Schweinehalter Heinz Georg Hartmann hat im Neubau seines Abferkelstalls die geänderten Vorgaben der TierSchNutztV bereits umgesetzt. Der Kreislandwirt aus Münster hält seine Sauen dort in Bewegungsbuchten mit einer Grundfläche von 7 m². „Die Ruhe im Stall ist phänomenal. Die Sauen liegen wo sie wollen, haben ihre Ferkel im Blick und sind einfach zufrieden“, berichtete er den Teilnehmern von seinen positiven Erfahrungen. Der Eigenremontierer wechselte dazu die Sauengenetik hin zu ruhigeren Muttertieren der schweizer Suisag Linie. Für ihn ist das Öffnen des Ferkelschutzkorbes drei Tage nach der Geburt problemlos möglich. Die Erdrückungsverluste in seinem Betrieb sind laut Hartmann nicht größer als in konventionellen Abferkelbuchten.
„Die Ruhe im Stall bei Bewegungsbuchten ist phänomenal“ – Heinz-Georg Hartmann
Auf eine gute Buchtenstrukturierung legt der Landwirt auch aus Gründen der Arbeitswirtschaftlichkeit wert. Der Sauentrog und die Ferkelnester liegen zum Gang hin, damit Tierkontrolle und Reinigung während des täglichen Stallrundgangs leichter von der Hand gehen. Passende Temperaturunterschiede in der Bucht sorgen zudem dafür, dass die Ferkel das Nest optimal nutzen und z.B. zum Impfen leicht separiert werden können. Arbeitssicherheit hat für Heinz Georg Hartmann dabei oberste Priorität: „Der Ferkelschutzkorb ist in wenigen Handgriffen verschließbar. Dabei habe ich stets einen sicheren Abstand zur Sau.“ Jungsauen fänden sich insgesamt etwas leichter in den Bewegungsbuchten zurecht als Altsauen, die noch die konventionellen Abferkelbuchten gewohnt sind.
Den Arbeitsaufwand schätzt der Sauenhalter im Vergleich zu früher insgesamt als geringer ein, was jedoch auch an der intensiven Technisierung im Stall liege. Für seinen Neubau hat er pro Abferkelplatz etwa 10.000 € investiert, bei einer AFP-Förderung von 40 %. Erfahrungsaustausch und Engagement für den Berufsstand ist für Hartmann, der auch im Netzwerk „Fokus Tierwohl“ aktiv ist, selbstverständlich: „Ich bin 15 Jahre vor der Zeit und kann der Politik nun zeigen, was wir Sauenhalter leisten müssen und was das kostet.“