Sind Biostimulanzien geeignete Helfer gegen Phytotox-Reaktionen?
Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) hat Stresssituationen durch Pflanzenschutz provoziert. Durch den Einsatz eines Pflanzen-Biostimulans ließen sich die Symptome abmildern.
Fortsetzung von "Biostimulanzien: Forscher stellen Produkte auf den Prüfstand"
Nach wie vor sind die Erfahrungen mit Biostimulanzien in der landwirtschaftlichen Praxis rar. Daher sah sich auch die hessische Offizialberatung häufig mit Fragen zur Anwendung solcher Mittel konfrontiert.
„Da dieses Thema aber auch für viele Berater relativ neu ist, konnte ein sehr großer Teil der Fragen zu diesen Produkten nicht beantwortet werden. „Es fehlte bis dato schlichtweg an vergleichbaren und belastbaren Versuchsergebnissen“, berichtet Philipp Möbs, Pflanzenbauberater an der Beratungsstelle Friedberg beim LLH.
In den vergangenen Jahren wurden zwar sporadisch Pflanzen-Biostimulanzien in anderen Pflanzenschutzversuchen mitgetestet, die Ergebnisse waren aber oft nicht zufriedenstellend. „Biostimulanzien sind keine Pflanzenschutz- oder Düngemittel und „Kombiversuche“ mit diesen sind nicht zielführend“, so Möbs.
Da aber seit dem vergangenen Jahr die Nachfrage nach diesen Produkten deutlich angestiegen ist, hat der LLH im Frühjahr 2022 erste Versuche mit Pflanzen-Biostimulanzien angelegt. In dem Versuch, um den es im Folgenden geht, wurde das Produkt Megafol der Firma Syngenta eingesetzt.
Nach Aussagen des Unternehmens ist Megafol eine flüssige Biostimulans pflanzlichen Ursprungs, welche aus einem Komplex ausgewählter biologisch aktiver Pflanzenextrakte besteht. Es soll die Toleranz gegenüber abiotischem Stress wie Kälte, Hitze und Trockenheit erhöhen sowie durch Pflanzenschutzmittel verursachte Phytotox-Reaktionen reduzieren. Ertragsverluste in den Ackerbaukulturen sollen so verhindert bzw. abgemildert werden.
Letztendlich ist auf Basis der Produkteigenschaften ein vierfach wiederholter und randomisierter Exaktversuch entstanden. Die einzelnen Varianten entnehmen Sie der Übersicht unten. In einem Stoppelweizen (Sorte Asory) wollte man am Standort Butzbach, Nieder-Weisel, herausfinden, wie gut das eingesetzte Produkt Stress – auch verursacht durch Pflanzenschutzmittel – mindern kann.
Die Variante 1 als Kontrolle wurde nicht behandelt, sie erhielt die betriebsübliche Pflanzenschutz- und Düngungsstrategie. Die Düngung erfolgte über alle Varianten identisch. Wenn zusätzlich Pflanzenschutzmittel appliziert wurden (Varianten 5 bis 8), hat man dies alternativ zu der betriebsüblichen Pflanzenschutzmaßnahme durchgeführt.
Die Varianten 2 bis 4 haben, wie in der Übersicht zu sehen, nur das Produkt Megafol erhalten, um die Wirkung auf den witterungsbedingten Stress herausarbeiten zu können, der auf die Pflanzen wirkt. Das Ergebnis: In den drei Varianten 2, 3 und 4 ließen sich in dem einjährigen Versuch auf dem Standort optisch keine Unterschiede zu Variante 1 erkennen. Wie sehr die Weizenpflanzen zum Zeitpunkt der Megafolgabe unter Stress gelitten haben ist unklar.
In den Varianten 5 und 8 wurde dann zu einem frühen Zeitpunkt (BBCH 30/31) Stress durch eine sehr scharfe Pflanzenschutzmaßnahme (Herbizid, Wachstumsregler und Fungizid) ausgelöst, die so in der Praxis nicht zum Einsatz kommen würde. Der Bestand hat darauf innerhalb von wenigen Tagen sehr stark reagiert und ist im Wuchs deutlich zurückgeblieben.
Variante 5 hat im Vergleich zu Variante 8 eine zweimalige Megafolbehandlung erhalten. Die erste Behandlung erfolgte zusammen mit der Pflanzenschutzmaßnahme in BBCH 30/31. Die zweite Behandlung erfolgte zu BBCH 37/39.
Das Ergebnis: Die optischen Effekte waren zwar nicht so stark wie erhofft, bei genauer Betrachtung der Parzellen ließen sich aber leichte Unterschiede zugunsten der Megafolvariante erkennen. Im weiteren Vegetationsverlauf haben sich die Unterschiede im Versuch bis zur Ernte egalisiert.
In den Varianten 6 und 7 wurde dann – ähnlich wie in den Varianten 5 und 8 – chemischer Stress durch Pflanzenschutzapplikationen ausgelöst. Allerdings zu einem späteren Zeitpunkt (BBCH 37/39). In diesem Fall hat Variante 6 zusätzlich eine zweimalige Megafolbehandlung erhalten und Variante 7 nicht.
In den ersten Tagen nach der Behandlung waren keine Unterschiede zu sehen, zumal der Bestand nicht stark auf diese Behandlung reagierte. Nach ca. drei Wochen hat sich dies allerdings geändert. Die letzte Behandlung wurde am 12. Mai 2022 durchgeführt und am 9. Juni 2022 waren die Parzellen der Variante 6 erkennbar vitaler als die der Variante 7. Zu diesem Termin herrschte „extrem stressiges“ Wetter in der Region mit hoher Sonneneinstrahlung, starker Trockenheit und sehr hohen Temperaturen.
Zusammen mit der späten Herbizidbehandlung hat dies den Bestand stark gestresst. Optisch konnte die Variante 6 mit der zweifachen Megafolbehandlung diese Situation deutlich besser verkraften als die Variante ohne das Produkt. Allerdings wirkte sich dieser Effekt zur Ernte nicht signifikant auf den Weizenertrag aus.
Fazit
Im Versuch konnte man optisch leichte Effekt durch das eingesetzte Biostimulans im Zusammenhang mit „scharfen“ Pflanzenschutzmaßnahmen erkennen. Waren es bei den frühen Applikationen nur Nuancen, zeigten sich die Effekte beim späteren Termin (BBCH 37/39) deutlicher. Hier konnte das Produkt die Stresssymptome erkennbar mildern.
Bei der Interpretation der Ergebnisse ist unbedingt zu beachten, dass es sich dabei lediglich um einen einjährigen Versuch handelt. Für Philipp Möbs und seine Kollegen steht fest, dass weitere Versuche in den nächsten Jahren folgen.
Im dritten Teil berichten Fachleute über ihre Erfahrungen aus dem Süden:
Fortsetzung von "Biostimulanzien: Forscher stellen Produkte auf den Prüfstand"
Nach wie vor sind die Erfahrungen mit Biostimulanzien in der landwirtschaftlichen Praxis rar. Daher sah sich auch die hessische Offizialberatung häufig mit Fragen zur Anwendung solcher Mittel konfrontiert.
„Da dieses Thema aber auch für viele Berater relativ neu ist, konnte ein sehr großer Teil der Fragen zu diesen Produkten nicht beantwortet werden. „Es fehlte bis dato schlichtweg an vergleichbaren und belastbaren Versuchsergebnissen“, berichtet Philipp Möbs, Pflanzenbauberater an der Beratungsstelle Friedberg beim LLH.
In den vergangenen Jahren wurden zwar sporadisch Pflanzen-Biostimulanzien in anderen Pflanzenschutzversuchen mitgetestet, die Ergebnisse waren aber oft nicht zufriedenstellend. „Biostimulanzien sind keine Pflanzenschutz- oder Düngemittel und „Kombiversuche“ mit diesen sind nicht zielführend“, so Möbs.
Da aber seit dem vergangenen Jahr die Nachfrage nach diesen Produkten deutlich angestiegen ist, hat der LLH im Frühjahr 2022 erste Versuche mit Pflanzen-Biostimulanzien angelegt. In dem Versuch, um den es im Folgenden geht, wurde das Produkt Megafol der Firma Syngenta eingesetzt.
Nach Aussagen des Unternehmens ist Megafol eine flüssige Biostimulans pflanzlichen Ursprungs, welche aus einem Komplex ausgewählter biologisch aktiver Pflanzenextrakte besteht. Es soll die Toleranz gegenüber abiotischem Stress wie Kälte, Hitze und Trockenheit erhöhen sowie durch Pflanzenschutzmittel verursachte Phytotox-Reaktionen reduzieren. Ertragsverluste in den Ackerbaukulturen sollen so verhindert bzw. abgemildert werden.
Letztendlich ist auf Basis der Produkteigenschaften ein vierfach wiederholter und randomisierter Exaktversuch entstanden. Die einzelnen Varianten entnehmen Sie der Übersicht unten. In einem Stoppelweizen (Sorte Asory) wollte man am Standort Butzbach, Nieder-Weisel, herausfinden, wie gut das eingesetzte Produkt Stress – auch verursacht durch Pflanzenschutzmittel – mindern kann.
Die Variante 1 als Kontrolle wurde nicht behandelt, sie erhielt die betriebsübliche Pflanzenschutz- und Düngungsstrategie. Die Düngung erfolgte über alle Varianten identisch. Wenn zusätzlich Pflanzenschutzmittel appliziert wurden (Varianten 5 bis 8), hat man dies alternativ zu der betriebsüblichen Pflanzenschutzmaßnahme durchgeführt.
Die Varianten 2 bis 4 haben, wie in der Übersicht zu sehen, nur das Produkt Megafol erhalten, um die Wirkung auf den witterungsbedingten Stress herausarbeiten zu können, der auf die Pflanzen wirkt. Das Ergebnis: In den drei Varianten 2, 3 und 4 ließen sich in dem einjährigen Versuch auf dem Standort optisch keine Unterschiede zu Variante 1 erkennen. Wie sehr die Weizenpflanzen zum Zeitpunkt der Megafolgabe unter Stress gelitten haben ist unklar.
In den Varianten 5 und 8 wurde dann zu einem frühen Zeitpunkt (BBCH 30/31) Stress durch eine sehr scharfe Pflanzenschutzmaßnahme (Herbizid, Wachstumsregler und Fungizid) ausgelöst, die so in der Praxis nicht zum Einsatz kommen würde. Der Bestand hat darauf innerhalb von wenigen Tagen sehr stark reagiert und ist im Wuchs deutlich zurückgeblieben.
Variante 5 hat im Vergleich zu Variante 8 eine zweimalige Megafolbehandlung erhalten. Die erste Behandlung erfolgte zusammen mit der Pflanzenschutzmaßnahme in BBCH 30/31. Die zweite Behandlung erfolgte zu BBCH 37/39.
Das Ergebnis: Die optischen Effekte waren zwar nicht so stark wie erhofft, bei genauer Betrachtung der Parzellen ließen sich aber leichte Unterschiede zugunsten der Megafolvariante erkennen. Im weiteren Vegetationsverlauf haben sich die Unterschiede im Versuch bis zur Ernte egalisiert.
In den Varianten 6 und 7 wurde dann – ähnlich wie in den Varianten 5 und 8 – chemischer Stress durch Pflanzenschutzapplikationen ausgelöst. Allerdings zu einem späteren Zeitpunkt (BBCH 37/39). In diesem Fall hat Variante 6 zusätzlich eine zweimalige Megafolbehandlung erhalten und Variante 7 nicht.
In den ersten Tagen nach der Behandlung waren keine Unterschiede zu sehen, zumal der Bestand nicht stark auf diese Behandlung reagierte. Nach ca. drei Wochen hat sich dies allerdings geändert. Die letzte Behandlung wurde am 12. Mai 2022 durchgeführt und am 9. Juni 2022 waren die Parzellen der Variante 6 erkennbar vitaler als die der Variante 7. Zu diesem Termin herrschte „extrem stressiges“ Wetter in der Region mit hoher Sonneneinstrahlung, starker Trockenheit und sehr hohen Temperaturen.
Zusammen mit der späten Herbizidbehandlung hat dies den Bestand stark gestresst. Optisch konnte die Variante 6 mit der zweifachen Megafolbehandlung diese Situation deutlich besser verkraften als die Variante ohne das Produkt. Allerdings wirkte sich dieser Effekt zur Ernte nicht signifikant auf den Weizenertrag aus.
Fazit
Im Versuch konnte man optisch leichte Effekt durch das eingesetzte Biostimulans im Zusammenhang mit „scharfen“ Pflanzenschutzmaßnahmen erkennen. Waren es bei den frühen Applikationen nur Nuancen, zeigten sich die Effekte beim späteren Termin (BBCH 37/39) deutlicher. Hier konnte das Produkt die Stresssymptome erkennbar mildern.
Bei der Interpretation der Ergebnisse ist unbedingt zu beachten, dass es sich dabei lediglich um einen einjährigen Versuch handelt. Für Philipp Möbs und seine Kollegen steht fest, dass weitere Versuche in den nächsten Jahren folgen.
Im dritten Teil berichten Fachleute über ihre Erfahrungen aus dem Süden: