So haben Landwirte bei der Europawahl 2024 gewählt
Bei der Europawahl büßen unter den Landwirten alle großen Parteien zugunsten von AfD und den kleineren Parteien ein. Stärkste Kraft bleibt in der Berufsgruppe die CDU/CSU.
Bei der Europawahl 2024 hat eine Mehrheit der Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland CDU und CSU gewählt. Das geht aus der Wahlanalyse nach Berufsgruppen der Forschungsgruppe Wahlen hervor, die top agrar vorliegt.
Danach erhielten CDU/CSU rund 52 % der Stimmen der Landwirtinnen und Landwirte und damit mehr als im Durchschnitt der Bevölkerung, wo die Union auf 30 % kommt.
Auf den zweiten Platz folgt die AfD, für die 18 % der Landwirte votierten. Auch die AfD ist damit bei den Landwirten stärker als im Durchschnitt der Bevölkerung, wo sie 15,9 % der Stimmen erreichte.
Einen nennenswerten Anteil an Stimmen von 14 % sammelten unter den Landwirten die sonstigen Parteien ein. Das liegt unter anderem am Abschneiden der Freien Wähler, die die Forschungsgruppe Wahlen nicht als eigene Partei auflistet.
Gleichauf landeten unter den Landwirten SPD und FDP mit 5 % der Stimmen. Die Grünen wählten nur 3 % der Landwirtinnen und Landwirte bei der Europawahl. Danach folgen mit 2 % der Stimmen die Linke und das Bündnis Sarah Wagenknecht.
Verluste für CDU im Vergleich zu 2019
Im Vergleich zur vorigen Europawahl von 2019 verliert die CDU/CSU bei den Landwirten jedoch an Stimmen. Damals hatte die Union 60 % bei den Landwirten geholt.
Die AfD hingegen gewinnt unter den Landwirten weitere Stimmen dazu. 2019 hatte sie bei den Landwirten nur 10 % erreicht.
Einbußen nehmen bei den Landwirten auch SPD, FDP und die Grünen im Vergleich zu 2019 hin. Mit je 7 und 5 % hatten die drei Parteien jedoch auch 2019 bei den Landwirten keine große Rolle gespielt.
Im Vergleich zur Bundestagswahl 2021, als CDU/CSU auf 45 % der Stimmen unter den Landwirten kam, kann die CDU/CSU bei der Europawahl leicht an Stimmen gewinnen. Mehr Zuwachs bei den Landwirten im Vergleich zur Bundestagswahl verzeichnet die AfD. Sie holte 2021 nur 8 % bei den Landwirten.
Insbesondere die FDP hat im Vergleich zur Bundestagswahl in der Gunst der Landwirte verloren. Sie erreichte 2021 noch 14 % der Landwirte. Ähnlich ergeht es der SPD, die von 12 % bei der Bundestagswahl auf jetzt 5 % bei den Landwirten fällt. Die Grünen verlieren im Vergleich zur Bundestagswahl bei den Landwirten von 5 auf 3 % der Stimmen.
Özdemir wirbt für mehr Kompromissbereitschaft
Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) räumte im ZDF-„Morgenmagazin“ zum schwachen Europawahlergebnis seiner Partei ein, dass die Grünen Vertrauen eingebüßt hätten. Die breite Bevölkerung mit Themen wie dem Klimaschutz erreichen zu wollen bedeute, "dass der Kompromiss dazugehört", sagte Özdemir.
Seine Partei müsse besser zeigen, wie man Wirtschaft und Klimaschutz zusammen bringen könne, so dass beide etwas davon haben. Er hoffe, dass es in der Ampel-Koalition nun Einsicht gäbe, dass Streit niemandem nütze, sagte Özdemir.
CDU erwartet Kurswechsel in der Agrarpolitik
Erhebliche Auswirkungen dieser Europawahl auf die künftige Landwirtschaftspolitik erwartet der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion Steffen Bilger. Die Menschen erwarteten von der EU mehr Realitätssinn. „Das gilt gerade für die Landwirtschaftspolitik“, sagte Bilger. Bereits vor der Europawahl sei es auf Druck der Europäischen Volkspartei (EVP) zu einem Kurswechsel in der Agrarpolitik gekommen. Damit spielt Bilger auf die Aufgabe der verpflichtenden Stilllegung in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) an.
Agrarminister Özdemir rief Bilger nun auf, dafür Sorge zu tragen, dass Deutschland keine nationalen Alleingänge in der Agrarpolitik durchführe. „Verschärfungen europäischer Vorgaben bei der Umsetzung europäischer Richtlinien verbieten sich“, sagte er. Das Abschneiden seiner Partei sollte Agrarminister Özdemir zu einem Kurswechsel veranlassen, forderte Bilger.
Demeter äußert sich besorgt
Demeter-Vorstand Dr. Alexander Gerber äußerte sich besorgt über das Ergebnis der Europawahl. „Mit Sorge sehen wir, dass Europa mit der Wahl stark nach rechts rückt“, sagte er. Die neuen Europaparlamentarier sollten sich für starke demokratische Grundwerte in Europa einzusetzen.
„Das bedeutet für uns auch, die Nachhaltigkeitsziele in der Agrarpolitik konsequent weiterzuverfolgen und umzusetzen, Verbraucherwillen bei der Wahlfreiheit für gentechnikfreie Lebensmittel zu respektieren und das Vorsorgeprinzip in Bezug auf neue Agrartechnologien weiterhin sorgfältig anzuwenden“, sagte Gerber.
Für die Weiterentwicklung des Ökolandbaus setzt Demeter auf den Grünen Europaabgeordneten und Biolandwirt Martin Häusling. „Wenn wir das Ziel 25% Ökolandbauanteil in Europa erreichen wollen, brauchen wir dafür starke Stimmen im Parlament“, sagte Gerber.
Der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Olaf Bandt, rief die neuen Abgeordneten des Europaparlamentes auf, den Green Deal fortzuschreiben. Sie sollten nicht der Versuchung erliegen, das Wahlergebnis als Auftrag zur Abschwächung der europäischen Klima- und Naturschutzpolitik zu lesen, sagte er.
Die Agrarpolitik sei eng mit einem stabilen Klima und gesunden Ökosystemen verbunden. Bandt warb für einen „echten Neustart in der EU-Agrar- und -Ernährungspolitik“. Ein weiterer Abbau von Umweltstandards führe nur tiefer in die Krise.
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Bei der Europawahl 2024 hat eine Mehrheit der Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland CDU und CSU gewählt. Das geht aus der Wahlanalyse nach Berufsgruppen der Forschungsgruppe Wahlen hervor, die top agrar vorliegt.
Danach erhielten CDU/CSU rund 52 % der Stimmen der Landwirtinnen und Landwirte und damit mehr als im Durchschnitt der Bevölkerung, wo die Union auf 30 % kommt.
Auf den zweiten Platz folgt die AfD, für die 18 % der Landwirte votierten. Auch die AfD ist damit bei den Landwirten stärker als im Durchschnitt der Bevölkerung, wo sie 15,9 % der Stimmen erreichte.
Einen nennenswerten Anteil an Stimmen von 14 % sammelten unter den Landwirten die sonstigen Parteien ein. Das liegt unter anderem am Abschneiden der Freien Wähler, die die Forschungsgruppe Wahlen nicht als eigene Partei auflistet.
Gleichauf landeten unter den Landwirten SPD und FDP mit 5 % der Stimmen. Die Grünen wählten nur 3 % der Landwirtinnen und Landwirte bei der Europawahl. Danach folgen mit 2 % der Stimmen die Linke und das Bündnis Sarah Wagenknecht.
Verluste für CDU im Vergleich zu 2019
Im Vergleich zur vorigen Europawahl von 2019 verliert die CDU/CSU bei den Landwirten jedoch an Stimmen. Damals hatte die Union 60 % bei den Landwirten geholt.
Die AfD hingegen gewinnt unter den Landwirten weitere Stimmen dazu. 2019 hatte sie bei den Landwirten nur 10 % erreicht.
Einbußen nehmen bei den Landwirten auch SPD, FDP und die Grünen im Vergleich zu 2019 hin. Mit je 7 und 5 % hatten die drei Parteien jedoch auch 2019 bei den Landwirten keine große Rolle gespielt.
Im Vergleich zur Bundestagswahl 2021, als CDU/CSU auf 45 % der Stimmen unter den Landwirten kam, kann die CDU/CSU bei der Europawahl leicht an Stimmen gewinnen. Mehr Zuwachs bei den Landwirten im Vergleich zur Bundestagswahl verzeichnet die AfD. Sie holte 2021 nur 8 % bei den Landwirten.
Insbesondere die FDP hat im Vergleich zur Bundestagswahl in der Gunst der Landwirte verloren. Sie erreichte 2021 noch 14 % der Landwirte. Ähnlich ergeht es der SPD, die von 12 % bei der Bundestagswahl auf jetzt 5 % bei den Landwirten fällt. Die Grünen verlieren im Vergleich zur Bundestagswahl bei den Landwirten von 5 auf 3 % der Stimmen.
Özdemir wirbt für mehr Kompromissbereitschaft
Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) räumte im ZDF-„Morgenmagazin“ zum schwachen Europawahlergebnis seiner Partei ein, dass die Grünen Vertrauen eingebüßt hätten. Die breite Bevölkerung mit Themen wie dem Klimaschutz erreichen zu wollen bedeute, "dass der Kompromiss dazugehört", sagte Özdemir.
Seine Partei müsse besser zeigen, wie man Wirtschaft und Klimaschutz zusammen bringen könne, so dass beide etwas davon haben. Er hoffe, dass es in der Ampel-Koalition nun Einsicht gäbe, dass Streit niemandem nütze, sagte Özdemir.
CDU erwartet Kurswechsel in der Agrarpolitik
Erhebliche Auswirkungen dieser Europawahl auf die künftige Landwirtschaftspolitik erwartet der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion Steffen Bilger. Die Menschen erwarteten von der EU mehr Realitätssinn. „Das gilt gerade für die Landwirtschaftspolitik“, sagte Bilger. Bereits vor der Europawahl sei es auf Druck der Europäischen Volkspartei (EVP) zu einem Kurswechsel in der Agrarpolitik gekommen. Damit spielt Bilger auf die Aufgabe der verpflichtenden Stilllegung in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) an.
Agrarminister Özdemir rief Bilger nun auf, dafür Sorge zu tragen, dass Deutschland keine nationalen Alleingänge in der Agrarpolitik durchführe. „Verschärfungen europäischer Vorgaben bei der Umsetzung europäischer Richtlinien verbieten sich“, sagte er. Das Abschneiden seiner Partei sollte Agrarminister Özdemir zu einem Kurswechsel veranlassen, forderte Bilger.
Demeter äußert sich besorgt
Demeter-Vorstand Dr. Alexander Gerber äußerte sich besorgt über das Ergebnis der Europawahl. „Mit Sorge sehen wir, dass Europa mit der Wahl stark nach rechts rückt“, sagte er. Die neuen Europaparlamentarier sollten sich für starke demokratische Grundwerte in Europa einzusetzen.
„Das bedeutet für uns auch, die Nachhaltigkeitsziele in der Agrarpolitik konsequent weiterzuverfolgen und umzusetzen, Verbraucherwillen bei der Wahlfreiheit für gentechnikfreie Lebensmittel zu respektieren und das Vorsorgeprinzip in Bezug auf neue Agrartechnologien weiterhin sorgfältig anzuwenden“, sagte Gerber.
Für die Weiterentwicklung des Ökolandbaus setzt Demeter auf den Grünen Europaabgeordneten und Biolandwirt Martin Häusling. „Wenn wir das Ziel 25% Ökolandbauanteil in Europa erreichen wollen, brauchen wir dafür starke Stimmen im Parlament“, sagte Gerber.
Der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Olaf Bandt, rief die neuen Abgeordneten des Europaparlamentes auf, den Green Deal fortzuschreiben. Sie sollten nicht der Versuchung erliegen, das Wahlergebnis als Auftrag zur Abschwächung der europäischen Klima- und Naturschutzpolitik zu lesen, sagte er.
Die Agrarpolitik sei eng mit einem stabilen Klima und gesunden Ökosystemen verbunden. Bandt warb für einen „echten Neustart in der EU-Agrar- und -Ernährungspolitik“. Ein weiterer Abbau von Umweltstandards führe nur tiefer in die Krise.