Pilzmyzel ist ein natürlicher, nachwachsender Rohstoff, der in der Natur in großen Mengen im Boden vorkommt und auch im Labor- bzw. industriellen Maßstab gezüchtet werden kann. Er bietet enormes Potenzial, um biologisch abbaubare Materialien zu entwickeln.
Bisher gibt es Pilzmaterialien nur sehr vereinzelt auf dem Markt. Dabei zeigen Forschungen verschiedener Institute und einige Bioökonomie-Startups, dass die Gewächse sich auch abseits vom Speiseplan gut machen.
Materialdesign aus Pilzen
Auf Grundlage von land- oder forstwirtschaftlichen Reststoffen und Pilzmyzel entstehen z.B. am Fraunhofer IAP in Potsdam in einem natürlichen Wachstumsprozess neuartige Materialien.
Durch die sorgfältige Auswahl der Pilze, der verwendeten Substrate und der gezielten Steuerung der Wachstumsbedingungen stellen die Forschenden sowohl weiche und flexible, als auch harte und robuste myzelbasierte Materialien in verschiedenen Größen und Formen her.
Während des Wachstums können die Wissenschaftsteams Textur, Farbe, Dicke und weitere physikalische Eigenschaften beeinflussen. Die leichte Verarbeitbarkeit nach dem Wachstumsprozess ermöglicht vielseitige Anwendungen.
1. Lederalternativen aus Pilzmyzel
Am Fraunhofer IAP in Potsdam entwickeln die Forschenden unter anderem tierfreies Leder aus Pilzmyzel. Die myzelbasierten Materialien haben nach Angaben der Wissenschaftler eine lederähnliche Haptik.
2. Schaumstoffe aus Pilzen
Das Start-up ecovative hat bereits einige Einsatzfelder für Materialien aus Pilzmyzelen erschlossen. So biete der Myzelschaum eine langlebige, flexible, nachhaltige Isolierung und Dämpfung, die sich für eine Vielzahl von Waren eignet. Zum Beispiel Pantoffel.
3. Särge aus Pilzmyzel
Das niederländische Unternehmen Loop stellt Särge aus Pilzmaterial her. Nach Unternehmensangaben wird er innerhalb von 45 Tagen biologisch abgebaut.
4. Verpackungsmaterial aus Pilzen
Auch vielseitige Verpackungsmaterialien sind nachhaltig herstellbar. In der Bioökonomie finden sich zahlreiche Beispiele.
5. Baustoffe, Wärme- und Schalldämmung
Am Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT finden ebenfalls weitreichende Forschung mit Pilzmyzelen und möglichen Werkstoffen statt. Auf Basis von Reststoffen der Agrarindustrie wie Stroh, Holzspänen, Schilfrohr, Blätter, aber auch Reststoffen aus der Lebensmittelindustrie wie Kaffeesatz, Treber oder Trester werden hier in dem biotechnologischen Herstellungsprozess die Partikel der Reststoffe durch das Wachstum des Pilzmyzels gebunden und in neue Werkstücke transformiert.
Pilzmyzel als Lebensmittel
Derzeit besteht in der Ernährungsindustrie ein gewisser Hype um das sogenannte Pilzmyzel. In speziellen Bioreaktoren kann es Biomasse wie Erbsenstärke, Trester oder Kleie zu einer essbaren Proteinmasse aufwerten, die ohne Zusatzstoffe zu vermeintlich gesünderen Fleischersatzprodukten weiterverarbeitet werden kann.