Antibiotika: „So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig“
Milcherzeuger sollen weniger Antibiotika einsetzen. Doch ist dieser pauschale Ansatz überhaupt sinnvoll oder möglich? Tierarzt Dr. André Hüting im Interview.
Dr. André Hüting ist praktischer Tierarzt in der Tierarztpraxis Güterstraße in Hamminkeln (NRW).
Herr Dr. Hüting, Milcherzeuger sollen weniger Antibiotika einsetzen. Wo sind große Einsparpotenziale?
Hüting: Die meisten Antibiotika werden für Mastitiden, rund um die Abkalbung oder Klauenerkrankungen eingesetzt. Doch eigentlich ist das die falsche Frage: Es geht nicht darum, wo wir Behandlungen einsparen und die Kennzahlen senken können. Viel wichtiger ist, betriebsindividuell die Ursachen für Behandlungen zu finden und Erkrankungen zu vermeiden. Wer das macht, reduziert den Antibiotika-Einsatz automatisch.
Hüting: Im Fokus ist häufig das selektive Trockenstellen. Natürlich lässt sich so der Einsatz reduzieren. Doch das bringt nichts, wenn die Folge mehr Mastitisbehandlungen oder frühzeitige Abgänge sind. Bevor antibiotische Trockensteller pauschal eingespart werden, müssen die Voraussetzungen stimmen. Wichtig ist zu klären, warum die Zellzahl oder die Neuinfektionsrate hoch ist und welche Erreger die häufigsten sind.
Kälbermäster müssen schon länger Antibiotika reduzieren. Was lässt sich aus deren Erfahrungen lernen?
Hüting: Das kann man kaum vergleichen, weil Mäster immer wieder mit einem neuen Durchgang starten. Milcherzeuger müssen langfristig denken. Aber das kann auch eine Chance sein: Ein strategisches Gesundheitsmanagement bedeutet, an vielen kleinen Schrauben in der Haltung und dem Management zu drehen. Wer die Ursachen für Erkrankungen findet, kann langfristig Kosten sparen oder die Milch- und Lebensleistungen erhöhen.
Welche Kennzahlen und welche Entwicklung der Zahlen erwarten Sie?
Hüting: Das ist aktuell noch offen. Doch man sollte nicht vergessen, dass es laut dem TAMG immer 25 % „schlechtere“ Betriebe geben wird – egal, wie sich die Branche entwickelt. Aus Tierschutzgründen wird es und sollte es nie die Zahl 0 geben. Kranke Tiere müssen behandelt werden. Es gilt: So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig.
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Dr. André Hüting ist praktischer Tierarzt in der Tierarztpraxis Güterstraße in Hamminkeln (NRW).
Herr Dr. Hüting, Milcherzeuger sollen weniger Antibiotika einsetzen. Wo sind große Einsparpotenziale?
Hüting: Die meisten Antibiotika werden für Mastitiden, rund um die Abkalbung oder Klauenerkrankungen eingesetzt. Doch eigentlich ist das die falsche Frage: Es geht nicht darum, wo wir Behandlungen einsparen und die Kennzahlen senken können. Viel wichtiger ist, betriebsindividuell die Ursachen für Behandlungen zu finden und Erkrankungen zu vermeiden. Wer das macht, reduziert den Antibiotika-Einsatz automatisch.
Hüting: Im Fokus ist häufig das selektive Trockenstellen. Natürlich lässt sich so der Einsatz reduzieren. Doch das bringt nichts, wenn die Folge mehr Mastitisbehandlungen oder frühzeitige Abgänge sind. Bevor antibiotische Trockensteller pauschal eingespart werden, müssen die Voraussetzungen stimmen. Wichtig ist zu klären, warum die Zellzahl oder die Neuinfektionsrate hoch ist und welche Erreger die häufigsten sind.
Kälbermäster müssen schon länger Antibiotika reduzieren. Was lässt sich aus deren Erfahrungen lernen?
Hüting: Das kann man kaum vergleichen, weil Mäster immer wieder mit einem neuen Durchgang starten. Milcherzeuger müssen langfristig denken. Aber das kann auch eine Chance sein: Ein strategisches Gesundheitsmanagement bedeutet, an vielen kleinen Schrauben in der Haltung und dem Management zu drehen. Wer die Ursachen für Erkrankungen findet, kann langfristig Kosten sparen oder die Milch- und Lebensleistungen erhöhen.
Welche Kennzahlen und welche Entwicklung der Zahlen erwarten Sie?
Hüting: Das ist aktuell noch offen. Doch man sollte nicht vergessen, dass es laut dem TAMG immer 25 % „schlechtere“ Betriebe geben wird – egal, wie sich die Branche entwickelt. Aus Tierschutzgründen wird es und sollte es nie die Zahl 0 geben. Kranke Tiere müssen behandelt werden. Es gilt: So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig.