Lässt sich die Wiedervernässung von Mooren mit Stromerzeugung kombinieren? Dieser Frage geht das Land Bayern an einem Solarpark im Donaumoos nach. Die PV-Anlage wächst gerade von 140 auf 200 ha.
Die Wiedervernässung von Mooren ist kostspielig, vor allem dann, wenn bisherige Ackerflächen auf Grünlandwirtschaft mit gehobenem Grundwasserstand oder auf Paludikulturen umgestellt werden. Das bayerischen Landwirtschafts- und das bayerische Umweltministerium beziffern in ihrem Konzept „Klimaschutz durch Moorbodenschutz am Beispiel des Bayerischen Donaumooses“ allein den Wertschöpfungsverlust auf 1.750 € pro ha und Jahr, der durch eine staatliche Prämie ausgeglichen werden müsste.
Eine alternative Nutzung auf vernässten Flächen könnte die Stromerzeugung durch Photovoltaik (PV) sein. Wie das funktioniert, wird gerade im Donaumoos, einem 12.900 ha großen Niedermoorgebiet, geprüft. Dort betreibt der private Investor Anumar in der Gemeinde Gau am Berg im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen seit Herbst 2021 den riesigen Solarpark Schornhof mit 120 MW auf rund 140 ha. Aktuell erweitert Anumar die Anlage um 60 ha bzw. 70 MW.
Pfosten auf festem Boden
„Um die Solarmodule zu installieren, haben wir die Pfosten durch den 2 bis 3 m starken Torfkörper gerammt und im mineralischen Untergrund verankert“, erläutert Anumar-Geschäftsführer Markus Brosch. Zuvor wurden die Stützen mit einer speziellen Beschichtung versehen, damit sie im Moorkörper nicht korrodieren. Die Leitungskabel verlaufen in den Querleisten, auf denen die Module befestigt sind, sodass eine Vernässung des Bodens keine Gefahr für sie bedeutet.
Auf dem Teil des Solarparks, der in Betrieb ist, hat Anumar bereits Drainagen gekappt, um die Flächen wiederzuvernässen. „Das Landesamt für Umwelt führt nun verschiedene Monitorings zur Hydrologie und zur Veränderung der Pflanzen- und Tierwelt auf den wiedervernässten Flächen durch“, berichtet Brosch. Für konkrete Ergebnisse sei es aber noch zu früh. Der Standort sei aber so nass, dass er mit schwerem Gerät nur zu bestimmten Zeiten und mit Spezialfahrzeugen befahrbar sei.
Aufwuchs für Biogasanlage
Die Pflege der Flächen zwischen und unter den Modulen übernehmen Landwirte im Rahmen von Dienstleistungsverträgen. Sie mähen zweimal im Jahr und lassen den Aufwuchs in Biogasanlagen verwerten. Die Flächen für den Solarpark hat Anumar auf 30 Jahre gepachtet. Solange gilt der Bebauungsplan und für diesen Zeitraum möchte Brosch die Anlage mindestens auch betreiben.
Die bayerische Staatsregierung steht der Nutzung von wiedervernässten Mooren durch PV grundsätzlich offen gegenüber und will die potenziellen Synergien von PV-Anlagen und Moorschutz in einem Pilot-Vorhaben untersuchen. „Entwürfe hierzu und das weitere Vorgehen werden aktuell noch im Detail abgestimmt“, so ein Sprecher des bayerischen Umweltministeriums.
PV-Flächen vernünftig planen
Der bayerische Bauernverband (BBV) hat eine differenzierte Meinung zu PV auf Moorstandorten. „Grundsätzlich spricht nichts gegen PV auf Moorstandorten, aber mit jeder Flächen-PV fallen Flächen aus der landwirtschaftlichen Produktion heraus“, so Ludwig Bayer, Kreisobmann des BBV im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Daher sei eine vernünftige Planung der Kommunen wichtig, die einen guten Ausgleich zwischen den Eigentümern und den wirtschaftenden Betrieben schaffe.
Bei der Wiedervernässung von Solarparkflächen mahnt Bayer zur Vorsicht: „Diese können nur behutsam in kleinen Schritten vorgenommen werden, damit benachbarte Flächen, die noch normal bewirtschaftet werden, nicht unter Wasser gesetzt werden.“ Unklar sei auch, ob bei der Verankerungen der Module die verbleibenden Drainagen vor Beschädigungen verschont bleiben.
Bayern will 55.000 ha Moorfläche renaturieren: Bayern hat sich laut einem Sprecher des Umweltministerium zum Ziel gesetzt, 55.000 ha Moorfläche zu renaturieren. Größtes Einzelprojekt ist das Donaumoos, dessen Moorbodenkörper heute noch ca. 12.900 ha umfasst. Bis 2030 sollen dort laut einem speziell dafür erstellten Moorschutzkonzept auf 2.000 ha Grundwassermanagementmaßnahmen zum „Klimaschutz und Torferhalt“ umgesetzt werden. Dafür und für die Förderung von moorverträglicher landwirtschaftlicher Nutzung und für den Grunderwerb hat die Staatsregierung 200 Mio. € bis 2030 vorgesehen.
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Die Wiedervernässung von Mooren ist kostspielig, vor allem dann, wenn bisherige Ackerflächen auf Grünlandwirtschaft mit gehobenem Grundwasserstand oder auf Paludikulturen umgestellt werden. Das bayerischen Landwirtschafts- und das bayerische Umweltministerium beziffern in ihrem Konzept „Klimaschutz durch Moorbodenschutz am Beispiel des Bayerischen Donaumooses“ allein den Wertschöpfungsverlust auf 1.750 € pro ha und Jahr, der durch eine staatliche Prämie ausgeglichen werden müsste.
Eine alternative Nutzung auf vernässten Flächen könnte die Stromerzeugung durch Photovoltaik (PV) sein. Wie das funktioniert, wird gerade im Donaumoos, einem 12.900 ha großen Niedermoorgebiet, geprüft. Dort betreibt der private Investor Anumar in der Gemeinde Gau am Berg im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen seit Herbst 2021 den riesigen Solarpark Schornhof mit 120 MW auf rund 140 ha. Aktuell erweitert Anumar die Anlage um 60 ha bzw. 70 MW.
Pfosten auf festem Boden
„Um die Solarmodule zu installieren, haben wir die Pfosten durch den 2 bis 3 m starken Torfkörper gerammt und im mineralischen Untergrund verankert“, erläutert Anumar-Geschäftsführer Markus Brosch. Zuvor wurden die Stützen mit einer speziellen Beschichtung versehen, damit sie im Moorkörper nicht korrodieren. Die Leitungskabel verlaufen in den Querleisten, auf denen die Module befestigt sind, sodass eine Vernässung des Bodens keine Gefahr für sie bedeutet.
Auf dem Teil des Solarparks, der in Betrieb ist, hat Anumar bereits Drainagen gekappt, um die Flächen wiederzuvernässen. „Das Landesamt für Umwelt führt nun verschiedene Monitorings zur Hydrologie und zur Veränderung der Pflanzen- und Tierwelt auf den wiedervernässten Flächen durch“, berichtet Brosch. Für konkrete Ergebnisse sei es aber noch zu früh. Der Standort sei aber so nass, dass er mit schwerem Gerät nur zu bestimmten Zeiten und mit Spezialfahrzeugen befahrbar sei.
Aufwuchs für Biogasanlage
Die Pflege der Flächen zwischen und unter den Modulen übernehmen Landwirte im Rahmen von Dienstleistungsverträgen. Sie mähen zweimal im Jahr und lassen den Aufwuchs in Biogasanlagen verwerten. Die Flächen für den Solarpark hat Anumar auf 30 Jahre gepachtet. Solange gilt der Bebauungsplan und für diesen Zeitraum möchte Brosch die Anlage mindestens auch betreiben.
Die bayerische Staatsregierung steht der Nutzung von wiedervernässten Mooren durch PV grundsätzlich offen gegenüber und will die potenziellen Synergien von PV-Anlagen und Moorschutz in einem Pilot-Vorhaben untersuchen. „Entwürfe hierzu und das weitere Vorgehen werden aktuell noch im Detail abgestimmt“, so ein Sprecher des bayerischen Umweltministeriums.
PV-Flächen vernünftig planen
Der bayerische Bauernverband (BBV) hat eine differenzierte Meinung zu PV auf Moorstandorten. „Grundsätzlich spricht nichts gegen PV auf Moorstandorten, aber mit jeder Flächen-PV fallen Flächen aus der landwirtschaftlichen Produktion heraus“, so Ludwig Bayer, Kreisobmann des BBV im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Daher sei eine vernünftige Planung der Kommunen wichtig, die einen guten Ausgleich zwischen den Eigentümern und den wirtschaftenden Betrieben schaffe.
Bei der Wiedervernässung von Solarparkflächen mahnt Bayer zur Vorsicht: „Diese können nur behutsam in kleinen Schritten vorgenommen werden, damit benachbarte Flächen, die noch normal bewirtschaftet werden, nicht unter Wasser gesetzt werden.“ Unklar sei auch, ob bei der Verankerungen der Module die verbleibenden Drainagen vor Beschädigungen verschont bleiben.
Bayern will 55.000 ha Moorfläche renaturieren: Bayern hat sich laut einem Sprecher des Umweltministerium zum Ziel gesetzt, 55.000 ha Moorfläche zu renaturieren. Größtes Einzelprojekt ist das Donaumoos, dessen Moorbodenkörper heute noch ca. 12.900 ha umfasst. Bis 2030 sollen dort laut einem speziell dafür erstellten Moorschutzkonzept auf 2.000 ha Grundwassermanagementmaßnahmen zum „Klimaschutz und Torferhalt“ umgesetzt werden. Dafür und für die Förderung von moorverträglicher landwirtschaftlicher Nutzung und für den Grunderwerb hat die Staatsregierung 200 Mio. € bis 2030 vorgesehen.