Hofübergabe: Drei Schwestern führen Landwirtschaft gemeinsam weiter
Gemeinsam den elterlichen Milchviehbetrieb und Hofladen übernehmen: Das ist für Katharina Echtler, Merlinde und Irmgard Schleich im oberbayerischen Hohenpeißenberg eine ausgemachte Sache.
Eine gelingende Hofübernahme ist mit entscheidend für die Zukunft eines Betriebes. Dabei können auch ungewöhnliche Wege, wie die Übernahme durch mehrere Kinder eine gute Option sein. Wir zeigen Ihnen Landwirtsfamilien, die dieses Konzept umsetzen.
"Zu dritt den Hof übernehmen? Wer von unserem Plan hörte, schüttelte oft erstmal den Kopf“, erzählt Irmgard Schleich (32), eine von drei Schwestern, die Ende des Jahres den südlich von München gelegenen Hof übernimmt. Aber die drei Frauen sind bei dem Plan geblieben. Das Modell lautet 2 plus 1:
Irmgard und Merlinde (28) übernehmen den 51 ha großen Biolandbetrieb Hopser Hof mit 37 Kühen plus Nachzucht, 160 Legehennen und Direktvermarktung. Katharina (34) hat schon 2021 die nahe gelegene zweite Hofstelle übernommen. Dort soll auch der bisher auf dem Stammhof angesiedelte Hofladen einziehen.
Dabei gingen die drei Schwestern beruflich zunächst ihre eigenen Wege. Als es dann aber um die Hofübergabe ging, war bald klar: Jede Tochter will übernehmen, aber nicht alleine, am besten zu dritt. „Wir arbeiten alle gerne auf dem Betrieb und auch gut zusammen“, schildert Merlinde den Zusammenhalt.
Den Betrieb gleichwertig aufteilen
Irmgard und Merlinde, die beide ein landwirtschaftliches Studium absolviert haben und aktuell in Teilzeit außerbetrieblich berufstätig sind, bewirtschaften den Hof seit Mai 2020 zusammen mit den Eltern. Scheiden die Eltern später aus der GbR aus, wollen die Schwestern das Betriebsvermögen gleichwertig unter sich aufteilen. „Das ist auch gemäß Grundstücksverkehrsgesetz gut machbar, da jeweils eine sog. geschlossene Übertragung vorliegt“, so Rechtsexperte und Berater Isidor Schelle vom Bayerischen Bauernverband.
Wir arbeiten alle gerne auf dem Betrieb und auch gut zusammen.“ - Merlinde Schleich
Im Betrieb übernimmt Irmgard schwerpunktmäßig die Fütterung, die Außenwirtschaft und die Finanzen, Merlinde das Herdenmanagement und das Tierwohl. „Jede soll ihren Aufgabenbereich haben und auch Entscheidungsfreiheit“, so Merlinde. „Wir wollen uns aber auch vertreten können“, betont Irmgard. Zukünftig wollen die sie auf ca. 50 Kühe aufstocken, einen neuen Milchviehstall bauen und verstärkt in die Fleischvermarktung einsteigen. Wohnen wollen Irmgard und Merlinde auf der Hofstelle im Außenbereich. Dafür möchten sie gerne ein zweites Betriebsleiterhaus bauen. „Dies kann nach Maßgabe der bayerischen Bau- und Landwirtschaftsministerien auch genehmigungsfähig sein“, so Isidor Schelle.
Die bisher auf dem Stammhof wohnenden Eltern werden dann auf die zweite Hofstelle zur Tochter Katharina ziehen und dort ihr Altenteil errichten. Die zweite Hofstelle hatten die Eltern schon vor einigen Jahren gekauft.
Jede soll ihren Aufgabenbereich haben und auch Entscheidungsfreiheit,“ - Merlinde Schleich
Dort wollen die drei Schwestern 2023 den neuen Hofladen eröffnen, um den sich dann v. a. Katharina kümmert. Rechtlich läuft der Laden seit Oktober 2021 als Hopserhof-GbR, mit allen drei Schwestern und derzeit noch beiden Eltern als Gesellschafter. „Der neue Standort mit mehr Verkaufsfläche und besserer Lage gibt uns zukünftig ganz neue Möglichkeiten,“ so Katharina.
Aber was wird mit dem Betrieb, wenn eine der Schwestern ausfällt oder aussteigen möchte? Geplant sind z. B. für die landwirtschaftlichen Flächen eine befristete Pflicht zur Nutzungsüberlassung zugunsten des anderen Gesellschafters, zudem geht es nochum Vorkaufsrechte oder Andienungspflichten.
„Dass Betrieb und Familie so gut aufgestellt sind, ist das Ergebnis eines langjährigen Prozesses“, so Experte Schelle. Geholfen haben Beratung, Seminare und viele Gespräche in der Familie, berichten die Schwestern. „Wichtig ist, als Erwachsene miteinander zu reden und sich Zeit zu geben,“ so Merlinde.
Sogar die skeptische Frage: ‚Was wird denn in 30 Jahren aus dem Hof?‘, habe letztlich geholfen. „Das wissen wir tatsächlich auch nicht. Jetzt gerade geht es um uns drei und wie wir unser Leben mit und auf dem Hof gestalten. Um alles weitere kümmern wir uns, wenn es soweit ist“, erklärt Irmgard die gefestigte Haltung der Familie dazu.
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Eine gelingende Hofübernahme ist mit entscheidend für die Zukunft eines Betriebes. Dabei können auch ungewöhnliche Wege, wie die Übernahme durch mehrere Kinder eine gute Option sein. Wir zeigen Ihnen Landwirtsfamilien, die dieses Konzept umsetzen.
"Zu dritt den Hof übernehmen? Wer von unserem Plan hörte, schüttelte oft erstmal den Kopf“, erzählt Irmgard Schleich (32), eine von drei Schwestern, die Ende des Jahres den südlich von München gelegenen Hof übernimmt. Aber die drei Frauen sind bei dem Plan geblieben. Das Modell lautet 2 plus 1:
Irmgard und Merlinde (28) übernehmen den 51 ha großen Biolandbetrieb Hopser Hof mit 37 Kühen plus Nachzucht, 160 Legehennen und Direktvermarktung. Katharina (34) hat schon 2021 die nahe gelegene zweite Hofstelle übernommen. Dort soll auch der bisher auf dem Stammhof angesiedelte Hofladen einziehen.
Dabei gingen die drei Schwestern beruflich zunächst ihre eigenen Wege. Als es dann aber um die Hofübergabe ging, war bald klar: Jede Tochter will übernehmen, aber nicht alleine, am besten zu dritt. „Wir arbeiten alle gerne auf dem Betrieb und auch gut zusammen“, schildert Merlinde den Zusammenhalt.
Den Betrieb gleichwertig aufteilen
Irmgard und Merlinde, die beide ein landwirtschaftliches Studium absolviert haben und aktuell in Teilzeit außerbetrieblich berufstätig sind, bewirtschaften den Hof seit Mai 2020 zusammen mit den Eltern. Scheiden die Eltern später aus der GbR aus, wollen die Schwestern das Betriebsvermögen gleichwertig unter sich aufteilen. „Das ist auch gemäß Grundstücksverkehrsgesetz gut machbar, da jeweils eine sog. geschlossene Übertragung vorliegt“, so Rechtsexperte und Berater Isidor Schelle vom Bayerischen Bauernverband.
Wir arbeiten alle gerne auf dem Betrieb und auch gut zusammen.“ - Merlinde Schleich
Im Betrieb übernimmt Irmgard schwerpunktmäßig die Fütterung, die Außenwirtschaft und die Finanzen, Merlinde das Herdenmanagement und das Tierwohl. „Jede soll ihren Aufgabenbereich haben und auch Entscheidungsfreiheit“, so Merlinde. „Wir wollen uns aber auch vertreten können“, betont Irmgard. Zukünftig wollen die sie auf ca. 50 Kühe aufstocken, einen neuen Milchviehstall bauen und verstärkt in die Fleischvermarktung einsteigen. Wohnen wollen Irmgard und Merlinde auf der Hofstelle im Außenbereich. Dafür möchten sie gerne ein zweites Betriebsleiterhaus bauen. „Dies kann nach Maßgabe der bayerischen Bau- und Landwirtschaftsministerien auch genehmigungsfähig sein“, so Isidor Schelle.
Die bisher auf dem Stammhof wohnenden Eltern werden dann auf die zweite Hofstelle zur Tochter Katharina ziehen und dort ihr Altenteil errichten. Die zweite Hofstelle hatten die Eltern schon vor einigen Jahren gekauft.
Jede soll ihren Aufgabenbereich haben und auch Entscheidungsfreiheit,“ - Merlinde Schleich
Dort wollen die drei Schwestern 2023 den neuen Hofladen eröffnen, um den sich dann v. a. Katharina kümmert. Rechtlich läuft der Laden seit Oktober 2021 als Hopserhof-GbR, mit allen drei Schwestern und derzeit noch beiden Eltern als Gesellschafter. „Der neue Standort mit mehr Verkaufsfläche und besserer Lage gibt uns zukünftig ganz neue Möglichkeiten,“ so Katharina.
Aber was wird mit dem Betrieb, wenn eine der Schwestern ausfällt oder aussteigen möchte? Geplant sind z. B. für die landwirtschaftlichen Flächen eine befristete Pflicht zur Nutzungsüberlassung zugunsten des anderen Gesellschafters, zudem geht es nochum Vorkaufsrechte oder Andienungspflichten.
„Dass Betrieb und Familie so gut aufgestellt sind, ist das Ergebnis eines langjährigen Prozesses“, so Experte Schelle. Geholfen haben Beratung, Seminare und viele Gespräche in der Familie, berichten die Schwestern. „Wichtig ist, als Erwachsene miteinander zu reden und sich Zeit zu geben,“ so Merlinde.
Sogar die skeptische Frage: ‚Was wird denn in 30 Jahren aus dem Hof?‘, habe letztlich geholfen. „Das wissen wir tatsächlich auch nicht. Jetzt gerade geht es um uns drei und wie wir unser Leben mit und auf dem Hof gestalten. Um alles weitere kümmern wir uns, wenn es soweit ist“, erklärt Irmgard die gefestigte Haltung der Familie dazu.