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„Unser Ziel ist ein elektrischer Universaltraktor für den Grünlandbetrieb“

Die Firma Tadus konzipiert einen Elektro-Traktor komplett neu. Er soll Ende 2025 in Serie gehen. Wir sprachen mit dem technischen Geschäftsführer über das innovative Konzept.

Lesezeit: 6 Minuten

Hintergrund: Das erst 2021 gegründete Unternehmen Tadus aus dem bayerischen Schnaitsee bei München hat Ende September einen neuen vollelektrischen Traktor angekündigt, der Ende 2025 in Serie gehen soll. Im top agrar-Interview erläutert der technische Geschäftsführer Dr. Thaddäus Baier, für welche Einsatzwecke der Traktor gedacht ist und wie Landwirte mit eigener Solaranlage davon profitieren können.

Was waren die Motivation und Hintergründe zur Entwicklung eines Elektrotraktors?

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Baier: Dafür gibt es mehrere Gründe. Viele Landwirte haben große Solaranlagen, die nach 20 Jahren keine Einspeisevergütung nach dem EEG mehr erhalten. Die Landwirte haben also viel Strom auf dem Hof zur Verfügung, für den sie eine alternative Verwertung suchen müssen. Gleichzeitig verbraucht die Landwirtschaft im Jahr rund 2 Mrd. l Diesel. Eine Kilowattstunde Solarstrom lässt sich mit der abgeschriebenen Anlage, aber auch mit neuen Modulen für etwa 10 ct erzeugen, während die kWh aus Diesel rund 60 ct kostet. Da liegt es nahe, Diesel durch Strom zu ersetzen. Das ist nicht nur für die Kasse des Landwirts ein Gewinn, sondern auch für den Klimaschutz. Zudem wird der Landwirt unabhängig vom Energiemarkt, der ja zunehmend von großen Schwankungen betroffen ist. Das hat zuletzt das Jahr 2022 mit der kriegsbedingten Energiekrise gezeigt. Ein weiteres Argument: Fahrzeug und Anbaugeräte lassen sich mit Elektroantrieb und elektronischer Steuerung viel einfacher und besser stufenlos regeln. Das erhöht den Komfort. Weil weniger Mechanik und Hydraulik nötig sind, sinken zudem der Wartungsaufwand und damit auch die laufenden Kosten.

Es gibt ja bereits Konzepte der etablierten Landtechnikhersteller für Maschinen mit Elektroantrieb. Welche Vorteile hat Ihre Technik gegenüber bestehenden Elektro-Modellen?

Baier: Bei den meisten der Modelle, die wir heute auf dem Markt finden oder die geplant sind, bauen die Hersteller auf bestehenden Strukturen auf und ersetzen den Dieselmotor durch einen Elektromotor. Aus Sicht eines Herstellers ist das auch absolut nachvollziehbar. Aber wir gehen einen anderen Weg. Denn wir sind der Meinung, dass ein klassisches Getriebe in der Maschine unnötig Leistung frisst und Verschleiß erzeugt. Darum haben wir ein neues Konzept, bei dem jeder Verbraucher wie Fahrantrieb, Zapfwelle oder Hydrauliksystem einzeln angetrieben wird.

Welche Leistung wird der Traktor haben und für welche Anwendungen ist er geeignet?

Baier: Wir streben eine Leistung von 80 kW, also etwa 110 PS an. Die Leistung lässt sich aber nicht ohne weiteres mit einem klassischen Traktor vergleichen, da ohne das Getriebe und andere konzeptionelle Unterschiede mehr Leistung an den Rädern bzw. an der Anbaumaschine ankommt. Unsere Hauptzielgruppe dafür sind Grünlandbetriebe. Wir haben mit unserem Erprobungsfahrzeug Arbeiten wie Mähen, Wenden, Schwaden und Ziehen von Silowagen problemlos durchführen können. Unser Traktor ist dafür mit den Standardkomponenten wie Anhängesystem, Dreipunktkraftheber und anderen Anbauräumen ausgestattet. Auch für die Innenwirtschaft hat der Elektroantrieb Vorteile, z.B. beim Arbeiten im Stall. Wir wollen mit dem Traktor den klassischen Universalschlepper auf dem Hof ersetzen.

Landwirte beklagen bei heutigen Elektrofahrzeugen die geringe Reichweite, die sich aufgrund der Batteriekapazität ergibt. Wie lösen Sie das Problem?

Baier: Wir setzen zum einen auf eine Hochleistungsbatterie mit einer höheren Batteriekapazität oberhalb von 130 kWh. Zum anderen entwickeln wir ein Wechselbatteriesystem. Der Landwirt kann also mit dem einen Akkupack arbeiten, während das andere lädt. Der Wechsel wird etwa fünf Minuten dauern. Damit ist eine ganztägige Arbeitsweise möglich. Außerdem setzen wir stark auf Rekuperation, mit deren Hilfe wir beim Bremsen des Fahrzeugs, aber auch beim Richtungswechsel, wie z.B. bei Frontladerarbeiten, Strom erzeugen und in die Batterie laden.

Wie schnell wäre eine Batterie wieder vollgeladen?

Baier: Das kommt auf die vorhandene Ladetechnik auf dem Betrieb an. Wir haben hier mehrere Möglichkeiten. Wir arbeiten mit einem 800 Volt-System. Klassisch wäre eine Ladung über eine Kraftstromsteckdose mit 32 Ampere. Mit dieser können wir mit 22 kW laden. Eine 130 kWh-Batterie wäre also nach etwa sechs Stunden wieder voll. Wir können die Ladeleistung erhöhen, wenn man mehrere 32 Ampere-Steckdosen verwendet. Ein anderer Weg wäre die direkte Ladung von Gleichstrom. Hier würde man den Wechselrichter der Solaranlage umgehen, der ja aus dem auf dem Dach erzeugten Gleichstrom erst Wechselstrom erzeugt und dann ins Netz einspeist. Hier kann man davon ausgehen, dass die Ladeleistung 80 % der Batteriekapazität beträgt. Eine 130 kWh-Batterie ließe sich also mit rund 100 kW laden. Die Ladezeit würde nur etwas mehr als eine Stunde dauern. Mit der Wechselbatterie dagegen würde die Ladezeit keine Rolle spielen.

Eine Wechselbatterie wäre aber auch sehr teuer.

Baier: Das kommt darauf an. Die Preise für die Akkutechnik sinken ja seit Jahren rasant. Außerdem könnte man die Fahrzeugbatterie auch an vielen Stunden im Jahr wie einen stationären Speicher für den Betrieb nutzen. Im Milchviehbetrieb z.B. morgens und abends für die Milchkühlung oder die Melkmaschine. Denn im Schnitt ist ein Schlepper 600 bis 800 Stunden im Jahr in Betrieb. Das Jahr hat jedoch 8760 Stunden. Wenn man die Laderegelung so einstellt, dass die Batterie nicht unter 10 % der Kapazität entladen und zu maximal 90 % beladen wird, altert die Batterie nicht so schnell. Wir sind bereits im Gespräch mit Stromversorgern, über die der Landwirt den Pufferspeicher als Netzstabilisierung anbieten kann". Damit könnte der Betrieb Solarstrom nicht nur selbst nutzen und teuren Netzstrom vermeiden, sondern mit dem gespeicherten Strom auch Geld verdienen.

Wie geht es weiter, welche Lösungen sind für den schweren Ackerbau denkbar?

Baier: Hier denken wir in Richtung Brennstoffzelle. Wir konzeptionieren dabei auch einen Elektrotraktor, bei dem eine Brennstoffzelle das Hochvoltsystem speist. Sie benötigt Wasserstoff als Brennstoff. Bis diese Technik praxistauglich ist, wird es aber noch ein paar Jahre dauern. Denn wir brauchen dafür eine ganz neue Infrastruktur auf dem Hof, damit der Landwirt Wasserstoff tanken kann. Und dann muss auch ausreichend grüner Wasserstoff zu günstigen Preisen zu Verfügung stehen. Zudem gibt es noch technische Herausforderungen wie die Kühlung der Brennstoffzelle. Wenn man allerdings bedenkt, dass wir beim Dieselmotor rund 100 Jahre Entwicklung hinter uns haben, sehe ich noch viel Potenzial für den Elektroantrieb, der ja erst in den letzten 4 bis 5 Jahren stärker in den Fokus gerückt ist.

Die Firma Tadus ist auch Aussteller auf der Messe Agritechnica vom 12. bis 18. November in Hannover.

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