Unverzichtbar für Klimaschutz: Biokraftstoffe sparen 11,6 Mio. t CO₂ ein
Im Quotenjahr 2022 produzierte die Branche knapp 4 Mio. t Biokraftstoffe für den deutschen Markt. Ihre durchschnittliche Treibhausgaseinsparung betrug 87 % gegenüber fossilen Kraftstoffen.
Im Jahr 2022 hat die deutsche Biokraftstoffbranche rund 1 % mehr Biokraftstoffe als im Vorjahr eingesetzt, was zu einer Vermeidung von rund 11,6 Mio. t CO₂-Äquivalent führte – 87 % weniger gegenüber fossilen Kraftstoffen. Im Quotenjahr 2022 produzierte die Branche knapp vier Mio. t Biokraftstoffe für den deutschen Markt. Das zeigen die ersten Ergebnisse des jährlichen Evaluations- und Erfahrungsberichtes der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
Biodiesel bleibt führend
Den größten Anteil der insgesamt eingesetzten Biokraftstoffe hatte mit 59 % Biodiesel (FAME). 22 % aller Biokraftstoffe waren Bioethanol und 15 % waren Hydrierte Pflanzenöle (HVO). Auf die übrigen Biokraftstoffarten Biomethan, Biomethanol, Bio-LNG, Bio-Naphtha und Pflanzenöle entfielen nur knapp 4 % der energetischen Gesamtmenge. Rohstoffgrundlage für die Biokraftstoffherstellung waren zu 54 % angebaute Biomasse und zu 46 % Abfälle und Reststoffe.
Mehr als die Hälfte aus Europa
52 % der Rohstoffe für Biokraftstoff kamen 2022 aus Europa und 31 % aus Asien (Vorjahr: 48 % bzw. 39 %). Der diesjährige Bericht enthält zudem erstmalig Informationen zum Standort der Produktion: 80 % der Biokraftstoffe wurden in Europa produziert, 13 % in Asien. Vergleiche zum Vorjahr sind ab dem nächsten Jahr möglich.
Weniger Abhängigkeit
„Die deutsche THG-Quote ist weiterhin der Garant für Klimaschutz im Straßenverkehr. Durch Biokraftstoffe nutzt Deutschland seine eigenen und europäische Ressourcen, diversifiziert seine Energieversorgung und verringert die Abhängigkeit von problematischen Drittländern“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer beim Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB).
Laut BLE-Bericht waren Rohstoffgrundlage für die Biokraftstoffherstellung zu 54 % angebaute Biomasse und zu 46 % Abfälle und Reststoffe. „Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse bilden weiter die unverzichtbare Basis der deutschen Klimaschutzbemühungen im Straßenverkehr. Ohne Anbaubiomasse für Biokraftstoffe würde sich die Bundesregierung von den deutschen und europäischen Vorgaben zur Minderung der Treibhausgasemissionen verabschieden“, sagte Baumann. „Die Produktion von Biokraftstoffen stärkt ländliche Regionen hierzulande und bringt der Landwirtschaft eine sichere Einkommensquelle.“
Auf die THG-Quote angerechnete Treibhausgaseinsparungen durch Elektromobilität sind nach Zahlen der Generalzolldirektion im Jahr 2022 auf etwa 281.000 t CO₂ (Vorjahr rund 8.300 t CO₂) gestiegen. Aufgrund einer Mehrfachanrechnung verdreifacht sich dieser Wert im Rahmen der THG-Quote rechnerisch auf 843.000 t CO₂ (Vorjahr: 25.000 t CO₂).
Rekordwert bei der CO₂-Minderung
Die durchschnittliche Treibhausgaseinsparung durch Biokraftstoffe betrug 87 % (Vorjahr: 84 %) gegenüber fossilen Kraftstoffen. „Der gestiegene Einsatz von Biokraftstoffen aus Abfall- und Reststoffen sowie die weitere Optimierung von Biokraftstoffen aus Anbaumasse führt dazu, dass die durchschnittlichen CO₂-Minderungen einen Rekordwert erreichen. Die Hersteller von Biodiesel, Bioethanol und Biomethan werden auch in Zukunft daran arbeiten, ihre Treibhausgaseinsparungen weiter auszubauen“, sagte Baumann.
Die Treibhausgaseinsparungen durch Biokraftstoffe im Jahr 2022 wurden in der deutschen Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) nur einmal, im Jahr 2020, überschritten (13,1 Mio. t CO₂). „Ein wichtiger Grund für die Produktion von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse ist das eklatante Proteindefizit in Deutschland und der EU. Gleichzeitig mit dem Tierfutter entsteht Pflanzenöl aus der Rapssaat, von dem wir so viel haben, dass der Lebensmittelsektor es bei weitem nicht aufnehmen kann. Es findet im Biodiesel eine sehr sinnvolle Nutzung und bietet sofort wirksamen Klimaschutz im Straßenverkehr.“
Vorgaben deutlich übererfüllt
Die Mineralölindustrie muss einen Mindestanteil von Biokraftstoffen aus bestimmten Abfall- und Reststoffen in den Verkehr bringen. Diesen energetischen Anteil, der 2022 bei 0,2 % lag, konnten die Mineralölunternehmen nach Angaben der Generalzolldirektion um 930 % übererfüllen. „Wir gehen davon aus, dass hier fragwürdige Importe aus China bereits eine Rolle gespielt haben. Dabei ist das Problem erst zum Ende des Jahres 2022 aufgetreten. Für 2023 rechnen wir mit einer noch größeren Übererfüllung. Denn nochmals gestiegene Importmengen von mutmaßlich falsch als „fortschrittlich“ deklarierten Biokraftstoffen haben im laufenden Jahr zu schwerwiegenden Verwerfungen im Markt geführt. Ein Grund hierfür ist, dass die Übererfüllung doppelt auf die THG-Quote angerechnet werden kann.“
UFOP: THG-Quote sollte ausgebaut werden
Aus Sicht der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) müssen viele Maßnahmen zusammenwirken, um die ambitionierten Klimaschutzvorgaben im Verkehr zu erfüllen. Dazu gehöre neben der Elektrifizierung auch die Verkehrsverlagerung sowie insbesondere die bis 2030 auf 25 % steigende Treibhausgasminderungsverpflichtung. Die UFOP spricht sich mit Nachdruck für eine Fortführung dieser auch international beachteten und ambitionierten Regelung aus, die sich zudem dadurch auszeichne, dass ungenutzte THG-Minderungspotenziale durch eine vorzeitige Anhebung der Quotenverpflichtung gehoben werden können. Die Förderunion verweist hier auf die Auswertung der Zollverwaltung zur Quotenerfüllung, die wie auch die BLE eine THG-Minderung für Biokraftstoffe von 11,6 Mio. t CO₂ ausweist.
Mehrfachanrechnung führt zur Verwerfung
Allerdings führe das Förderregime von Mehrfachanrechnungen für die E-Mobilität sowie für sogenannte fortschrittliche Biokraftstoffe aus bestimmten Abfallkategorien zu erheblichen Verwerfungen im Quotenmarkt. Betroffen sind auch Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs, die auf E-Busse umstellen wollen, aber auch Pkw-Besitzer, die für das E-Auto eine geringere Vergütung erhalten. Durch eine deutliche Anhebung der THG-Quotenverpflichtung für das Jahr 2024 (bisher ist eine Anhebung von 8 auf 9,25 % vorgesehen) können diese negativen Effekte kompensiert werden.
Demgegenüber steht der Handlungsbedarf, den Anreiz für eine betrügerische Umdeklaration von Rohstoffen in bestimmte Abfallkategorien zu beseitigen, für die eine Doppelanrechnung auf die THG-Minderungsverpflichtung möglich ist. Die UFOP zielt mit dieser Feststellung auf die nach wie vor kritisch bewerteten Importe von Biodiesel aus China ab und fordert, Lücken bei den Zertifizierungsanforderungen und Vor-Ort-Kontrollen (VOK) schnellstmöglich zu schließen.
Vor allem VOK seien als zwingend notwendige Voraussetzungen für den Marktzugang in die EU vorzuschreiben und betont hier die Verantwortung der EU-Kommission. Die Akzeptanz der Biokraftstoffe, unabhängig ob aus Anbaubiomasse oder Abfallrohstoffen, hänge von der Qualität und Transparenz der Zertifizierung ab.
Weitere Infos
Die BLE stellt die wichtigsten Hintergrunddaten erneut vorab zur Verfügung. Sie stehen im bekannten Format der Vorjahre als „Hintergrunddaten“ in der Rubrik „Informationsmaterial“ unter www.ble.de/biomasse zum Herunterladen bereit. Der vollständige Evaluations- und Erfahrungsbericht für das Jahr 2022 wird voraussichtlich noch im Dezember erscheinen.
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Im Jahr 2022 hat die deutsche Biokraftstoffbranche rund 1 % mehr Biokraftstoffe als im Vorjahr eingesetzt, was zu einer Vermeidung von rund 11,6 Mio. t CO₂-Äquivalent führte – 87 % weniger gegenüber fossilen Kraftstoffen. Im Quotenjahr 2022 produzierte die Branche knapp vier Mio. t Biokraftstoffe für den deutschen Markt. Das zeigen die ersten Ergebnisse des jährlichen Evaluations- und Erfahrungsberichtes der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
Biodiesel bleibt führend
Den größten Anteil der insgesamt eingesetzten Biokraftstoffe hatte mit 59 % Biodiesel (FAME). 22 % aller Biokraftstoffe waren Bioethanol und 15 % waren Hydrierte Pflanzenöle (HVO). Auf die übrigen Biokraftstoffarten Biomethan, Biomethanol, Bio-LNG, Bio-Naphtha und Pflanzenöle entfielen nur knapp 4 % der energetischen Gesamtmenge. Rohstoffgrundlage für die Biokraftstoffherstellung waren zu 54 % angebaute Biomasse und zu 46 % Abfälle und Reststoffe.
Mehr als die Hälfte aus Europa
52 % der Rohstoffe für Biokraftstoff kamen 2022 aus Europa und 31 % aus Asien (Vorjahr: 48 % bzw. 39 %). Der diesjährige Bericht enthält zudem erstmalig Informationen zum Standort der Produktion: 80 % der Biokraftstoffe wurden in Europa produziert, 13 % in Asien. Vergleiche zum Vorjahr sind ab dem nächsten Jahr möglich.
Weniger Abhängigkeit
„Die deutsche THG-Quote ist weiterhin der Garant für Klimaschutz im Straßenverkehr. Durch Biokraftstoffe nutzt Deutschland seine eigenen und europäische Ressourcen, diversifiziert seine Energieversorgung und verringert die Abhängigkeit von problematischen Drittländern“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer beim Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB).
Laut BLE-Bericht waren Rohstoffgrundlage für die Biokraftstoffherstellung zu 54 % angebaute Biomasse und zu 46 % Abfälle und Reststoffe. „Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse bilden weiter die unverzichtbare Basis der deutschen Klimaschutzbemühungen im Straßenverkehr. Ohne Anbaubiomasse für Biokraftstoffe würde sich die Bundesregierung von den deutschen und europäischen Vorgaben zur Minderung der Treibhausgasemissionen verabschieden“, sagte Baumann. „Die Produktion von Biokraftstoffen stärkt ländliche Regionen hierzulande und bringt der Landwirtschaft eine sichere Einkommensquelle.“
Auf die THG-Quote angerechnete Treibhausgaseinsparungen durch Elektromobilität sind nach Zahlen der Generalzolldirektion im Jahr 2022 auf etwa 281.000 t CO₂ (Vorjahr rund 8.300 t CO₂) gestiegen. Aufgrund einer Mehrfachanrechnung verdreifacht sich dieser Wert im Rahmen der THG-Quote rechnerisch auf 843.000 t CO₂ (Vorjahr: 25.000 t CO₂).
Rekordwert bei der CO₂-Minderung
Die durchschnittliche Treibhausgaseinsparung durch Biokraftstoffe betrug 87 % (Vorjahr: 84 %) gegenüber fossilen Kraftstoffen. „Der gestiegene Einsatz von Biokraftstoffen aus Abfall- und Reststoffen sowie die weitere Optimierung von Biokraftstoffen aus Anbaumasse führt dazu, dass die durchschnittlichen CO₂-Minderungen einen Rekordwert erreichen. Die Hersteller von Biodiesel, Bioethanol und Biomethan werden auch in Zukunft daran arbeiten, ihre Treibhausgaseinsparungen weiter auszubauen“, sagte Baumann.
Die Treibhausgaseinsparungen durch Biokraftstoffe im Jahr 2022 wurden in der deutschen Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) nur einmal, im Jahr 2020, überschritten (13,1 Mio. t CO₂). „Ein wichtiger Grund für die Produktion von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse ist das eklatante Proteindefizit in Deutschland und der EU. Gleichzeitig mit dem Tierfutter entsteht Pflanzenöl aus der Rapssaat, von dem wir so viel haben, dass der Lebensmittelsektor es bei weitem nicht aufnehmen kann. Es findet im Biodiesel eine sehr sinnvolle Nutzung und bietet sofort wirksamen Klimaschutz im Straßenverkehr.“
Vorgaben deutlich übererfüllt
Die Mineralölindustrie muss einen Mindestanteil von Biokraftstoffen aus bestimmten Abfall- und Reststoffen in den Verkehr bringen. Diesen energetischen Anteil, der 2022 bei 0,2 % lag, konnten die Mineralölunternehmen nach Angaben der Generalzolldirektion um 930 % übererfüllen. „Wir gehen davon aus, dass hier fragwürdige Importe aus China bereits eine Rolle gespielt haben. Dabei ist das Problem erst zum Ende des Jahres 2022 aufgetreten. Für 2023 rechnen wir mit einer noch größeren Übererfüllung. Denn nochmals gestiegene Importmengen von mutmaßlich falsch als „fortschrittlich“ deklarierten Biokraftstoffen haben im laufenden Jahr zu schwerwiegenden Verwerfungen im Markt geführt. Ein Grund hierfür ist, dass die Übererfüllung doppelt auf die THG-Quote angerechnet werden kann.“
UFOP: THG-Quote sollte ausgebaut werden
Aus Sicht der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) müssen viele Maßnahmen zusammenwirken, um die ambitionierten Klimaschutzvorgaben im Verkehr zu erfüllen. Dazu gehöre neben der Elektrifizierung auch die Verkehrsverlagerung sowie insbesondere die bis 2030 auf 25 % steigende Treibhausgasminderungsverpflichtung. Die UFOP spricht sich mit Nachdruck für eine Fortführung dieser auch international beachteten und ambitionierten Regelung aus, die sich zudem dadurch auszeichne, dass ungenutzte THG-Minderungspotenziale durch eine vorzeitige Anhebung der Quotenverpflichtung gehoben werden können. Die Förderunion verweist hier auf die Auswertung der Zollverwaltung zur Quotenerfüllung, die wie auch die BLE eine THG-Minderung für Biokraftstoffe von 11,6 Mio. t CO₂ ausweist.
Mehrfachanrechnung führt zur Verwerfung
Allerdings führe das Förderregime von Mehrfachanrechnungen für die E-Mobilität sowie für sogenannte fortschrittliche Biokraftstoffe aus bestimmten Abfallkategorien zu erheblichen Verwerfungen im Quotenmarkt. Betroffen sind auch Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs, die auf E-Busse umstellen wollen, aber auch Pkw-Besitzer, die für das E-Auto eine geringere Vergütung erhalten. Durch eine deutliche Anhebung der THG-Quotenverpflichtung für das Jahr 2024 (bisher ist eine Anhebung von 8 auf 9,25 % vorgesehen) können diese negativen Effekte kompensiert werden.
Demgegenüber steht der Handlungsbedarf, den Anreiz für eine betrügerische Umdeklaration von Rohstoffen in bestimmte Abfallkategorien zu beseitigen, für die eine Doppelanrechnung auf die THG-Minderungsverpflichtung möglich ist. Die UFOP zielt mit dieser Feststellung auf die nach wie vor kritisch bewerteten Importe von Biodiesel aus China ab und fordert, Lücken bei den Zertifizierungsanforderungen und Vor-Ort-Kontrollen (VOK) schnellstmöglich zu schließen.
Vor allem VOK seien als zwingend notwendige Voraussetzungen für den Marktzugang in die EU vorzuschreiben und betont hier die Verantwortung der EU-Kommission. Die Akzeptanz der Biokraftstoffe, unabhängig ob aus Anbaubiomasse oder Abfallrohstoffen, hänge von der Qualität und Transparenz der Zertifizierung ab.
Weitere Infos
Die BLE stellt die wichtigsten Hintergrunddaten erneut vorab zur Verfügung. Sie stehen im bekannten Format der Vorjahre als „Hintergrunddaten“ in der Rubrik „Informationsmaterial“ unter www.ble.de/biomasse zum Herunterladen bereit. Der vollständige Evaluations- und Erfahrungsbericht für das Jahr 2022 wird voraussichtlich noch im Dezember erscheinen.