Ein Leser möchte wissen, ob sich die Blühpflanze Sida über die Agroforstregelung fördern lässt. Experten halten den Anbau für interessant – auch wenn Sida nicht unter die Agroforst-Förderung fällt.
Es gibt immer wieder Energiepflanzen, die sich durch ihre Vielseitigkeit auszeichnen. Dazu gehört u.a. das Malvengewächs Sida (Sida hermaphrodita). Genau wie Miscanthus kann die Dauerkultur entweder grün in der Biogasanlage oder trocken (im Frühjahr) als Brennstoff in Biomasseheizungen genutzt werden. Das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) zählt die besonderen Eigenschaften auf:
Ab dem zweiten Standjahr bildet sie über 20 aufrechte Triebe, die bis zu 3 m hoch und 3 cm dick werden.
Die gestielten und handflächig großen Blätter ähneln denen von Ahornbäumen. Im Juli beginnt die Sida zu blühen. Sie bildet kleine weiße Blüten mit einem Durchmesser von 1 bis 2 cm.
Die lange Blüte von Juli bis Oktober dient als Nahrungsquelle für Insekten und bereichert das Landschaftsbild.
Das Wurzelsystem ist sehr tiefreichend und wird überwiegend im ersten Standjahr ausgebildet.
Als Dauerkultur mit einer Nutzungsdauer von bis zu über 20 Jahren trägt Sida zum Boden- und Gewässerschutz bei.
Sie bietet einen Schutzraum für Wildtiere und reduziert den Arbeits- und Betriebsmitteleinsatz.
Wegen ihrer Anspruchslosigkeit eignet sie sich auch für den Anbau auf weniger ertragreichen Standorten.
Förderung für den Anbau
Ein Leser aus Niedersachsen baut seit zwei Jahren Sida als Grundlage für Torfersatzsubstrate an. Die Pflanze wird mit dem Maishäcksler geerntet, weiter zerkleinert und der Gartenerde beigemischt. Er würde gern wissen, ob sich die Pflanze für den Anbau in Agroforstsystemen eignet und der Anbauer damit eine Förderung erhält. „Das wird schwierig. Denn Sida ist eine Dauerkultur mit einem normalen Nutzungscode für landwirtschaftliche Flächen und definitiv kein Gehölz“, erklärt Dr. Maendy Fritz, Leiterin der Abteilung Energie- und Rohstoffpflanzen beim TFZ in Straubing. Gegen die Einstufung als Agroforst-Pflanze spricht aus ihrer Sicht auch die typische jährliche Ernte. „Damit schafft man keine langjährigen Strukturen wie es im Agroforst das Ziel ist“, sagt sie.
Auch wenn der Anbau nicht als Agroforstsystem zählt, ist ihrer Meinung nach ein streifenförmiger Anbau in einer auf Pflege- und Erntetechnik angepassten Breite dem flächigen Anbau vorzuziehen. „Damit kann man Biotopvernetzung erzielen und – bei Sida wenigstens in Teilen des Jahres – einen Winderosionsschutz“, zählt sie die Vorteile auf.
Eine Förderung wäre dennoch möglich, z. B. in Bayern über das Kulturlandschaftsprogramm „KULAP“, z. B. bei Maßnahmen mit vielfältigen Fruchtfolgen.
Eventuell könnte Sida in einer Gehölzreihe, zum Beispiel mit Nuss- oder Obstbäumen, die Zwischenstände zwischen den Bäumen füllen. „Diese Frage sollte der Landwirt mit den für die Genehmigung bzw. die Prämiengewährung bei Agroforst-Flächen örtlich zuständigen Landwirtschaftsbehörden klären“, rät Dr. Hermann Hansen, Bioenergieexperte der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR e.V.).
Eine weitere Förderung könnte die GAP-Regelungen „Einkommensgrundstützung für Nachhaltigkeit – Konditionalität“ sein. „Ob Sida bei den Standards für den guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand von Flächen (GLÖZ) für Zahlungen berücksichtigt werden kann, ist betriebsindividuell mit den örtlich zuständigen Landwirtschaftsbehörden zu klären“, sagt Hansen.
Beim Anbau zu beachten
Nach den Erfahrungen des TFZ ist der Wasserbedarf der Sida während der Etablierungsphase hoch, auf leichten Böden ist die Anlage also entsprechend risikoreich, falls die Niederschläge ausbleiben. Wenn der leichte Boden tiefgründig ist, kann die tiefwurzelnde Sida sich auch aus tieferen Bodenschichten noch mit Wasser versorgen. „Voraussetzung ist aber, dass dieser Bodenwasservorrat durch Niederschläge oder Grundwasser immer wieder aufgefüllt wird“, erklärt Fritz.
Zudem gibt es weitere Einschränkungen laut TFZ:
Das Saatgut meist nur in kleinen Mengeneinheiten verfügbar.
Es weist generell eine schlechte Keimfähigkeit auf – ein Feldaufgang von 50 % wäre schon sehr gut.
Eine Alternative wären vorgezogene Jungpflanzen, die die Etablierung aber sehr teuer machen.
Die Nutzung
In der Substratindustrie sind Rohstoffe gefragt. Neben einem Ersatz für Torf sucht die Branche jetzt auch Alternativen zur Baumrinde. So warnten der Industrieverband Garten (IVG) e.V. und die Gütegemeinschaft Substrate für Pflanzen (GGS) Anfang August 2023 vor einem Engpass bei Baumrinden zur Herstellung von Rindenmulch und Rindenhumus in der Substratbranche. Da sich für die Herstellung von Rindenmulch und -humus vor allem Nadelgehölze eignen, ist der Grund für die derzeitige Rindenknappheit auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Zu der seit Jahren angespannten Situation durch das erhöhte Aufkommen des Borkenkäfers kommen die vermehrte Verbrennung von Rinden für die Energieproduktion, häufig auftretende Waldbrände sowie der verminderte Holzeinschnitt aufgrund des Einbruchs der Baukonjunktur dazu.
Der Einsatz von Sida als Torfersatz bietet sich laut Fritz an, da die Pflanze zum einen faserige Stängelbestandteile hat, aber auch ein saugfähiges Schwammgewebe aus der Stängelmitte mitbringt. „Nach unseren Untersuchungen hat sie als halmgutartiger Brennstoff auch sehr gute Brennstoffeigenschaften, da ihre Asche eine hohe Ascheerweichungstemperatur hat, d. h. es entstehen keine Schlacken im Brennraum“, erklärt die Energiepflanzenexpertin. Allerdings müsse der Kessel für diesen Brennstoff laut 1. BImSchV eine Typenprüfung oder eine Einzelabnahme haben. Das gilt bis zu einer Größe von 100 kW.
Als Biogassubstrat eignet sich Sida weniger gut, da sie dafür zweimal jährlich geerntet werden sollte (ca. Ende Juni und Anfang Oktober), um gut verdauliche Biomasse zu produzieren. „Dadurch verkürzt man zum einen die ökologisch wertvolle Blütezeit im Sommer, zum anderen – und das fällt noch mehr ins Gewicht – schwächt man den Sidabestand dauerhaft, da die Pflanzen keine Chance haben, Reserven in die Wurzeln zu verlagern.“ Auch das Strukturelement bzw. der Deckungsraum der Stängel im Winter auf der Fläche entfällt dadurch. „Wir haben dazu viele Jahre vergleichende Versuche zur Nutzung durchgeführt und raten von Sida als Biogassubstrat inzwischen ab“, resümiert Fritz.
Nutzungskonkurrenz könnte es auch durch Miscanthus geben, der als Brennstoff, Baustoff oder Gartenbausubstrat angebaut wird. „Deutlich zugenommen hat auch der Anbau von Nutzhanf auf ca. 7.000 ha in Deutschland. Hanfstroh bzw. Hanfschäben dürften wohl ähnliche Eigenschaften wie Sida-Häcksel aufweisen“, erklärt Hansen. Ähnlich wie für Miscanthus und Hanfstroh/-schäben, ist auch für Sida der Aufbau einer Vermarktung in den Bereichen Tierstreu, Bauprodukte und Garten- und Landschaftsbau möglich.
Es gibt immer wieder Energiepflanzen, die sich durch ihre Vielseitigkeit auszeichnen. Dazu gehört u.a. das Malvengewächs Sida (Sida hermaphrodita). Genau wie Miscanthus kann die Dauerkultur entweder grün in der Biogasanlage oder trocken (im Frühjahr) als Brennstoff in Biomasseheizungen genutzt werden. Das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) zählt die besonderen Eigenschaften auf:
Ab dem zweiten Standjahr bildet sie über 20 aufrechte Triebe, die bis zu 3 m hoch und 3 cm dick werden.
Die gestielten und handflächig großen Blätter ähneln denen von Ahornbäumen. Im Juli beginnt die Sida zu blühen. Sie bildet kleine weiße Blüten mit einem Durchmesser von 1 bis 2 cm.
Die lange Blüte von Juli bis Oktober dient als Nahrungsquelle für Insekten und bereichert das Landschaftsbild.
Das Wurzelsystem ist sehr tiefreichend und wird überwiegend im ersten Standjahr ausgebildet.
Als Dauerkultur mit einer Nutzungsdauer von bis zu über 20 Jahren trägt Sida zum Boden- und Gewässerschutz bei.
Sie bietet einen Schutzraum für Wildtiere und reduziert den Arbeits- und Betriebsmitteleinsatz.
Wegen ihrer Anspruchslosigkeit eignet sie sich auch für den Anbau auf weniger ertragreichen Standorten.
Förderung für den Anbau
Ein Leser aus Niedersachsen baut seit zwei Jahren Sida als Grundlage für Torfersatzsubstrate an. Die Pflanze wird mit dem Maishäcksler geerntet, weiter zerkleinert und der Gartenerde beigemischt. Er würde gern wissen, ob sich die Pflanze für den Anbau in Agroforstsystemen eignet und der Anbauer damit eine Förderung erhält. „Das wird schwierig. Denn Sida ist eine Dauerkultur mit einem normalen Nutzungscode für landwirtschaftliche Flächen und definitiv kein Gehölz“, erklärt Dr. Maendy Fritz, Leiterin der Abteilung Energie- und Rohstoffpflanzen beim TFZ in Straubing. Gegen die Einstufung als Agroforst-Pflanze spricht aus ihrer Sicht auch die typische jährliche Ernte. „Damit schafft man keine langjährigen Strukturen wie es im Agroforst das Ziel ist“, sagt sie.
Auch wenn der Anbau nicht als Agroforstsystem zählt, ist ihrer Meinung nach ein streifenförmiger Anbau in einer auf Pflege- und Erntetechnik angepassten Breite dem flächigen Anbau vorzuziehen. „Damit kann man Biotopvernetzung erzielen und – bei Sida wenigstens in Teilen des Jahres – einen Winderosionsschutz“, zählt sie die Vorteile auf.
Eine Förderung wäre dennoch möglich, z. B. in Bayern über das Kulturlandschaftsprogramm „KULAP“, z. B. bei Maßnahmen mit vielfältigen Fruchtfolgen.
Eventuell könnte Sida in einer Gehölzreihe, zum Beispiel mit Nuss- oder Obstbäumen, die Zwischenstände zwischen den Bäumen füllen. „Diese Frage sollte der Landwirt mit den für die Genehmigung bzw. die Prämiengewährung bei Agroforst-Flächen örtlich zuständigen Landwirtschaftsbehörden klären“, rät Dr. Hermann Hansen, Bioenergieexperte der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR e.V.).
Eine weitere Förderung könnte die GAP-Regelungen „Einkommensgrundstützung für Nachhaltigkeit – Konditionalität“ sein. „Ob Sida bei den Standards für den guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand von Flächen (GLÖZ) für Zahlungen berücksichtigt werden kann, ist betriebsindividuell mit den örtlich zuständigen Landwirtschaftsbehörden zu klären“, sagt Hansen.
Beim Anbau zu beachten
Nach den Erfahrungen des TFZ ist der Wasserbedarf der Sida während der Etablierungsphase hoch, auf leichten Böden ist die Anlage also entsprechend risikoreich, falls die Niederschläge ausbleiben. Wenn der leichte Boden tiefgründig ist, kann die tiefwurzelnde Sida sich auch aus tieferen Bodenschichten noch mit Wasser versorgen. „Voraussetzung ist aber, dass dieser Bodenwasservorrat durch Niederschläge oder Grundwasser immer wieder aufgefüllt wird“, erklärt Fritz.
Zudem gibt es weitere Einschränkungen laut TFZ:
Das Saatgut meist nur in kleinen Mengeneinheiten verfügbar.
Es weist generell eine schlechte Keimfähigkeit auf – ein Feldaufgang von 50 % wäre schon sehr gut.
Eine Alternative wären vorgezogene Jungpflanzen, die die Etablierung aber sehr teuer machen.
Die Nutzung
In der Substratindustrie sind Rohstoffe gefragt. Neben einem Ersatz für Torf sucht die Branche jetzt auch Alternativen zur Baumrinde. So warnten der Industrieverband Garten (IVG) e.V. und die Gütegemeinschaft Substrate für Pflanzen (GGS) Anfang August 2023 vor einem Engpass bei Baumrinden zur Herstellung von Rindenmulch und Rindenhumus in der Substratbranche. Da sich für die Herstellung von Rindenmulch und -humus vor allem Nadelgehölze eignen, ist der Grund für die derzeitige Rindenknappheit auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Zu der seit Jahren angespannten Situation durch das erhöhte Aufkommen des Borkenkäfers kommen die vermehrte Verbrennung von Rinden für die Energieproduktion, häufig auftretende Waldbrände sowie der verminderte Holzeinschnitt aufgrund des Einbruchs der Baukonjunktur dazu.
Der Einsatz von Sida als Torfersatz bietet sich laut Fritz an, da die Pflanze zum einen faserige Stängelbestandteile hat, aber auch ein saugfähiges Schwammgewebe aus der Stängelmitte mitbringt. „Nach unseren Untersuchungen hat sie als halmgutartiger Brennstoff auch sehr gute Brennstoffeigenschaften, da ihre Asche eine hohe Ascheerweichungstemperatur hat, d. h. es entstehen keine Schlacken im Brennraum“, erklärt die Energiepflanzenexpertin. Allerdings müsse der Kessel für diesen Brennstoff laut 1. BImSchV eine Typenprüfung oder eine Einzelabnahme haben. Das gilt bis zu einer Größe von 100 kW.
Als Biogassubstrat eignet sich Sida weniger gut, da sie dafür zweimal jährlich geerntet werden sollte (ca. Ende Juni und Anfang Oktober), um gut verdauliche Biomasse zu produzieren. „Dadurch verkürzt man zum einen die ökologisch wertvolle Blütezeit im Sommer, zum anderen – und das fällt noch mehr ins Gewicht – schwächt man den Sidabestand dauerhaft, da die Pflanzen keine Chance haben, Reserven in die Wurzeln zu verlagern.“ Auch das Strukturelement bzw. der Deckungsraum der Stängel im Winter auf der Fläche entfällt dadurch. „Wir haben dazu viele Jahre vergleichende Versuche zur Nutzung durchgeführt und raten von Sida als Biogassubstrat inzwischen ab“, resümiert Fritz.
Nutzungskonkurrenz könnte es auch durch Miscanthus geben, der als Brennstoff, Baustoff oder Gartenbausubstrat angebaut wird. „Deutlich zugenommen hat auch der Anbau von Nutzhanf auf ca. 7.000 ha in Deutschland. Hanfstroh bzw. Hanfschäben dürften wohl ähnliche Eigenschaften wie Sida-Häcksel aufweisen“, erklärt Hansen. Ähnlich wie für Miscanthus und Hanfstroh/-schäben, ist auch für Sida der Aufbau einer Vermarktung in den Bereichen Tierstreu, Bauprodukte und Garten- und Landschaftsbau möglich.