Tankstellen in Deutschland können jetzt auch hydrierte Pflanzenöle (HVO100) und B10-Diesel anbieten. Vor allem HVO100 ist für Traktoren und Landmaschinen interessant, aber noch teuer.
Betreiber öffentlicher Tankstellen können jetzt als zusätzliche Kraftstoffsorten hydrierte Pflanzenöle (HVO100) als Reinkraftstoff und den Dieselkraftstoff mit bis zu 10% Biodiesel (B10) anbieten. Grundlage dafür ist die zweite Verordnung zur Änderung der Verordnung über die Beschaffenheit und die Auszeichnung der Qualitäten von Kraft- und Brennstoffen, die am Mittwoch, den 29. Mai in Kraft getreten ist.
FDP sieht Signal für alternative Kraftstoffe
Die Sprecherin für Umwelt- und Verbraucherschutz der FDP-Bundestagsfraktion, Judith Skudelny, bezeichnete die Novelle als klares Signal für den Markthochlauf von alternativen Kraftstoffen und E-Fuels für den Verkehr auf Straßen, Schienen, Wasserwege und für den Flugverkehr. Nicht der Verbrennungsmotor sei klimaschädlich, sondern der fossile Treibstoff. „Klimaschutz wird nur schnell und zuverlässig gelingen, wenn wir alle Technologien ermöglichen“, hob Skudelny hervor.
Freigaben der Hersteller erforderlich
Allerdings bezweifelt die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP), dass die Kunden der Tankstellenbetreiber das neue Angebot nutzen. HVO100 werde nach Angaben des Bundesverbandes Energie Mittelstand (UNITI) in Europa bereits an rund 3.000 Tankstellen angeboten. Allerdings sei dieser Kraftstoff teurer als der herkömmliche Diesel (B7), stellte die UFOP fest.
Außerdem seien für den Einsatz von HVO100 und B10 Freigaben der Fahrzeughersteller erforderlich. Zudem müssten die Tankstellenbetreiber gegebenenfalls in neue Lagertanks investieren.
Sinkender Bedarf bei Pkw wegen Elektrifizierung
Vor diesem Hintergrund plädiert die UFOP dafür, die Vermarktung von Biodiesel als Reinkraftstoff gezielt auf den Schwerlastverkehr auszurichten. Hier seien nämlich flüssige erneuerbare Energieträger mittelfristig alternativlos, während der (Bio)-Dieselbedarf im Pkw-Sektor wegen der Elektrifizierung abnehme. Dies sollte auch von der Politik gezielt gefördert werden.
Für Traktoren und Landmaschinen ist insbesondere der Kraftstoff HVO100 von Interesse. Auf der Agritechnica 2023 haben mehrere Landmaschinenhersteller mit HVO100 als Alternative geworben. Dazu gehören der Laderhersteller Weidemann, dessen Maschinen mit Dieselmotor ab 2024 HVO kompatibel sind und ab dem 01. Januar 2024 in ihrer Anfangsbefüllung ab Werk mit HVO betankt sind.
Schon seit 1. Oktober 2023 sind alle Claas Erntemaschinen und Traktoren der aktuellen Abgasstufe Stage V für den Betrieb mit HVO freigegeben. Auch die neuen Claas-Maschinen kommen standardmäßig mit HVO im Tank beim Kunden an. Das gleiche gilt für Valtra. Ebenso sind viele mtu-Motoren von Rolls-Royce Power Systems oder von Deutz für den Einsatz von HVO zugelassen.
Preis wegen Besteuerung von Biokraftstoffen noch nicht attraktiv
Der Preis von HVO100 orientiert sich am Dieselpreis und liegt 15 bis 20 Cent pro Liter darüber. Die Hersteller sehen darin bisher das größte Hindernis für die Verbreitung. Denn HVO wird zurzeit genauso besteuert wie Diesel. Wirtschaftlich attraktiv würde der Biokraftstoff HVO100 dann, wenn die Bundesregierung die Besteuerung von Biokraftstoffen senken würde.
B10 hat weniger Bedeutung für Traktoren und Landmaschinen
Weniger Bedeutung für Traktoren und Landmaschinen wird seitens der Industrie B10 zugeschrieben. Da zwischen B7 und B10 lediglich eine 3-prozentige Beimischungssteigerung von Biokraftstoffen liegt, ist die Nutzung theoretisch technisch unkritisch.
Auf Grund einer abweichenden DIN-Norm, ist der Kraftstoff B10 vom Motor-/ bzw. Maschinenhersteller jedoch explizit freizugeben. Das ist allerdings ein aufwendiger und kostenintensiver Vorgang, weshalb die Hersteller hier vorsichtig sind. So gibt Claas B10 zum Beispiel nicht für aktuelle Stage V Maschinen frei.
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Betreiber öffentlicher Tankstellen können jetzt als zusätzliche Kraftstoffsorten hydrierte Pflanzenöle (HVO100) als Reinkraftstoff und den Dieselkraftstoff mit bis zu 10% Biodiesel (B10) anbieten. Grundlage dafür ist die zweite Verordnung zur Änderung der Verordnung über die Beschaffenheit und die Auszeichnung der Qualitäten von Kraft- und Brennstoffen, die am Mittwoch, den 29. Mai in Kraft getreten ist.
FDP sieht Signal für alternative Kraftstoffe
Die Sprecherin für Umwelt- und Verbraucherschutz der FDP-Bundestagsfraktion, Judith Skudelny, bezeichnete die Novelle als klares Signal für den Markthochlauf von alternativen Kraftstoffen und E-Fuels für den Verkehr auf Straßen, Schienen, Wasserwege und für den Flugverkehr. Nicht der Verbrennungsmotor sei klimaschädlich, sondern der fossile Treibstoff. „Klimaschutz wird nur schnell und zuverlässig gelingen, wenn wir alle Technologien ermöglichen“, hob Skudelny hervor.
Freigaben der Hersteller erforderlich
Allerdings bezweifelt die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP), dass die Kunden der Tankstellenbetreiber das neue Angebot nutzen. HVO100 werde nach Angaben des Bundesverbandes Energie Mittelstand (UNITI) in Europa bereits an rund 3.000 Tankstellen angeboten. Allerdings sei dieser Kraftstoff teurer als der herkömmliche Diesel (B7), stellte die UFOP fest.
Außerdem seien für den Einsatz von HVO100 und B10 Freigaben der Fahrzeughersteller erforderlich. Zudem müssten die Tankstellenbetreiber gegebenenfalls in neue Lagertanks investieren.
Sinkender Bedarf bei Pkw wegen Elektrifizierung
Vor diesem Hintergrund plädiert die UFOP dafür, die Vermarktung von Biodiesel als Reinkraftstoff gezielt auf den Schwerlastverkehr auszurichten. Hier seien nämlich flüssige erneuerbare Energieträger mittelfristig alternativlos, während der (Bio)-Dieselbedarf im Pkw-Sektor wegen der Elektrifizierung abnehme. Dies sollte auch von der Politik gezielt gefördert werden.
Für Traktoren und Landmaschinen ist insbesondere der Kraftstoff HVO100 von Interesse. Auf der Agritechnica 2023 haben mehrere Landmaschinenhersteller mit HVO100 als Alternative geworben. Dazu gehören der Laderhersteller Weidemann, dessen Maschinen mit Dieselmotor ab 2024 HVO kompatibel sind und ab dem 01. Januar 2024 in ihrer Anfangsbefüllung ab Werk mit HVO betankt sind.
Schon seit 1. Oktober 2023 sind alle Claas Erntemaschinen und Traktoren der aktuellen Abgasstufe Stage V für den Betrieb mit HVO freigegeben. Auch die neuen Claas-Maschinen kommen standardmäßig mit HVO im Tank beim Kunden an. Das gleiche gilt für Valtra. Ebenso sind viele mtu-Motoren von Rolls-Royce Power Systems oder von Deutz für den Einsatz von HVO zugelassen.
Preis wegen Besteuerung von Biokraftstoffen noch nicht attraktiv
Der Preis von HVO100 orientiert sich am Dieselpreis und liegt 15 bis 20 Cent pro Liter darüber. Die Hersteller sehen darin bisher das größte Hindernis für die Verbreitung. Denn HVO wird zurzeit genauso besteuert wie Diesel. Wirtschaftlich attraktiv würde der Biokraftstoff HVO100 dann, wenn die Bundesregierung die Besteuerung von Biokraftstoffen senken würde.
B10 hat weniger Bedeutung für Traktoren und Landmaschinen
Weniger Bedeutung für Traktoren und Landmaschinen wird seitens der Industrie B10 zugeschrieben. Da zwischen B7 und B10 lediglich eine 3-prozentige Beimischungssteigerung von Biokraftstoffen liegt, ist die Nutzung theoretisch technisch unkritisch.
Auf Grund einer abweichenden DIN-Norm, ist der Kraftstoff B10 vom Motor-/ bzw. Maschinenhersteller jedoch explizit freizugeben. Das ist allerdings ein aufwendiger und kostenintensiver Vorgang, weshalb die Hersteller hier vorsichtig sind. So gibt Claas B10 zum Beispiel nicht für aktuelle Stage V Maschinen frei.