Wie geht das Unternehmen Big Dutchman mit der sinkenden Anzahl von Nutztierhaltern um? Es sucht, genau wie die Landwirte, neue Standbeine – und hat die Insektenmast gefunden. Das berichtete Konstantin Kahle vergangene Woche bei einem Livetalk zum Thema „Nutzungsmöglichkeiten für landwirtschaftliche Altgebäude“. Beim Stalltechnik-Hersteller arbeitet er in der Geschäftsfeldentwicklung. Seit 2021 kooperiert Big Dutchman demnach mit dem Münchner Start-up FarmInsect, das automatisierte, modulare Anlagen für die Mast der Schwarze Soldatenfliege auf den Markt gebracht hat.
Fütterungstechnik für Schweine und Larven ähnelt sich
So konnte Big Dutchman vor allem die Klima- und Steuerungstechnik, die sonst im Geflügel- oder Schweinebereich zum Einsatz kommt, auf die Insektenmast übertragen. Denn die Futterküche für die Anlagen des Start-ups FarmInsect sehe Kahle zufolge beinahe genauso aus, wie die für Schweinehalter. Die Grundtechnik habe das Unternehmen schlichtweg übernommen.
In der Insektenfütterung vermahlt die Anlage die Futterkomponenten, wie Getreidespelzen, Gras- und Silageanteile, und vermengt sie mit Wasser. Für die Kotverwertung kommen Technologien aus dem Geflügelsektor zum Einsatz, zum Beispiel Trockner und Pelletierer.
Kahle betont: „Die klassische Tierhaltung bleibt natürlich der Schwerpunkt der deutschen Landwirtschaft. Wir sehen dazu aber mögliche Ergänzungen. Die Insektenmast lässt sich sinnvoll in Betriebe integrieren.“
Regionales Protein statt Import-Soja
Die Insektenmast kann eine Option für Landwirte sein, die ihre bestehenden Altgebäude umnutzenmöchten, sagte Philipp Zimmermann von FarmInsect während der Online-Veranstaltung. Die kleinen Tiere sollen als regionaler Rohstoff Soja und Fischmehl in Futtermitteln ersetzen. Zugelassen ist der Einsatz von Insektenprotein bereits in der Geflügel-, Schweine- und Heimtierfütterung.
Besonders für Betriebe, die Biogasanlagen betreiben, sei die Insektenmast sinnvoll, betonte Zimmermann. Denn so kann ein Energiekreislauf entstehen: Bei der Mast fällt ein Reststoff aus Kot und Futterresten an, der sogenannte Larvenfraß. Dieser habe ein ähnliches Biogaspotential, wie herkömmliche Maissilage, so die Rechnung des Start-ups. Die Abwärme der Anlage kommt dann wiederum in der Insektenmast zum Einsatz.
Auch Vertical Farming möglich?
Auch an Vertical Farming Systemen bekundete Kahle im Webinar Interesse. „Die Klima- und Steuerungstechnik für Geflügel und Schweine könnte auch für Indoor-Kulturen genutzt werden.“Noch gibt es hier aber keine Anwendungsbeispiele.