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topplus VdMP - Milchvermarktung

„Wir können noch deutlich mehr Milch vermarkten“

Wie der Verein der Milchproduzenten (VdMP) den aktuellen Milchmarkt einschätzt, was er über das Gütesiegel Tierhaltung Plus denkt und warum er noch mehr Milch vermarkten will, erfahren Sie hier.

Lesezeit: 5 Minuten

top agrar Österreich sprach mit Geschäftsführer Martin Detzlhofer und Obmann Johannes Holzinger über die aktuelle Situation am Milchmarkt.

Mittlerweile seit 23 Jahren gibt es die Liefergemeinschaft oberösterreichischer Milchbauern, die heute unter dem Namen „Verein der Milchproduzenten“ (VdMP) auftritt. Neben Johann Großpötzl und Johann Deutinger war Martin Detzlhofer einer ihrer Gründer. Er ist schon seit vielen Jahren Geschäftsführer des VdMP.

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Der Verein der Milchproduzenten vermarktet inzwischen von rund 830 Erzeugern zusammen 360 Mio. kg Milch.
Verkauft wird die Milch vor allem an bayerische Molkereien und einen Großhändler. Es handelt sich dabei um konventionelle Milch nach QS-Standard.
Das Milchaufkommen will der VdMP nach eigener Aussage noch deutlich steigern. Geschäftsführer Detzlhofer sieht künftig einen Kampf um den Rohstoff.

Rund 360 Mio. kg Milch

„Die Vermarktung der eigenen Milch und die Stärkung der Verhandlungsbasis gegenüber Milchabnehmern war der ursprüngliche Gedanke, der im Jahre 2001 zur Gründung des VdMP geführt hat“, erklärt Detzlhofer. Dass dies bis heute gelungen ist, kann man an den aktuellen Zahlen ablesen: Insgesamt 830 Lieferanten aus Österreich lassen ihre Milch über den VdMP vermarkten. Etwa 360 Mio. kg Kuhmilch und 30 Mio. kg Ziegenmilch vermarktet der VdMP an verschiedene Abnehmer.

„Wir haben grundsätzlich drei Kategorien Lieferanten“, erklärt Detzlhofer. „Da sind zunächst 234 Betriebe, die Direktverträge mit der Molkerei Weihenstephan haben. Diese laufen über den VdMP und wir führen hier auch die Verhandlungen mit den Bayern.“ Die gleiche Konstellation gibt es für rund 300 Lieferanten, die zu den Milchwerken Jäger liefern. Und die dritte Gruppe sind etwa 300 Lieferanten, für die der VdMP die komplette Verhandlung und Vermarktung der Milch an den Milchhändler Hoogwegt B.V. aus dem holländischen Arnheim übernimmt. Detzl-hofer: „Hoogwegt ist der größte Milchhändler weltweit mit einem Quartalsumsatz von zuletzt 3,8 Mrd. €. Die Zusammenarbeit funktioniert nicht zuletzt deshalb so gut, weil wir so flexibel mit dem Milchaufkommen sind.“

„Brauchen viel mehr Milch“

Und dieses soll in Zukunft noch deutlich anwachsen, wenn es nach dem Wunsch von GF Detzlhofer und VdMP-Obmann Johannes Holzinger geht: „Momentan ist es überhaupt kein Problem, Abnehmer zu finden. Wir könnten noch viel mehr Milch vermarkten.“

Milchüberschuss oder Absatzprobleme sind jedenfalls für die beiden Köpfe des VdMP Fremdwörter. Das deckt sich mit dem kürzlich von der Rabobank in einer Studie prognostizierten signifikanten Rückgang der Milchproduktion in Nordwesteuropa (Deutschland, Dänemark, Niederlande, Belgien) um bis zu 20 Prozent in den nächsten Jahren. Die Bank führt dies übrigens u. a. auf ökologische Beschränkungen, Arbeitskräftemangel, mangelnde Rentabilität und Unsicherheit über politische Veränderungen zurück.

Zug mit 25.000 kg notwendig

Beim VdMP ist die Milchmenge allein 2023 um 8 % gewachsen. „Rund 100 Betriebe sind zu uns gewechselt. Auch heuer sind bereits wieder knapp 100 hinzugekommen“, so Detzlhofer.

„Wir nehmen grundsätzlich Milchbauern aus ganz Österreich auf. Allerdings muss dies Sinn machen.“ Das heißt, es müsse täglich oder zweitägig ein Lkw voll Milch zusammenkommen, sprich 25.000 kg. Detzlhofer: „Interessenten, die diese Voraussetzung erfüllen, können sich mit uns per E-Mail in Verbindung setzen.“

Detzlhofer betont, dass der VdMP nur eine „Sorte“ Milch sammelt und vermarktet: konventionelle, GVO-freie Milch, die den QS-Standard erfüllt. „Wir wollen den Lieferanten die geringsten Auflagen und einen möglichst hohen Milchpreis bieten“, erklärt der Geschäftsführer dazu.

Er glaubt nicht, dass man „die Preise für Milch im Regal in die Höhe treiben kann. Deshalb muss man unten sparen“. Heißt für den VdMP, dass man u. a. die Transportkosten für die Milchsammlung optimiert. „Wir fahren nicht mit halbvollen Tankwagen in der Gegend herum“, meint Detzlhofer. „Bei uns sammelt jeder Wagen den ganzen Tag, bis zu 100.000 kg täglich.“ 

Der VdMP arbeitet mit drei Transportunternehmern zusammen. Je zwei Sammelwägen beliefern aus einer Region einen großen Auflieger für den Weitertransport, drei- bis viermal pro Tag. „Und wenn im Sommer das Milchaufkommen steigt, spannen wir halt mehr Fahrzeuge ein“, erklärt der GF.

Tierwohlmilch nicht gefragt?

Das AMA-Gütesiegel Tierwohl plus kritisiert Detzlhofer in diesem Zusammenhang. Das sei bei uns unter dem Vorwand eingeführt worden, dass man die Milch für Deutschland brauche.  „Wir liefern fast unsere ganze Milch nach Deutschland, alles ohne zusätzliche Auflagen. Denn dort braucht es kein Mensch“, nimmt sich der Geschäftsführer kein Blatt vor den Mund.

Aber für die österreichischen Erzeuger sei die Teilnahme am Gütesiegel mit mehreren Auflagen verbunden. Detzl-hofer: „Zum Beispiel bedeuten die max. 200.000 Zellen für Erzeuger in Österreich nicht selten Abzüge von bis zu 3 Ct/kg.“ Weiters kritisieren Detzlhofer und auch Obmann Holzinger die Last durch die überbordende Bürokratie für die Milcherzeuger.

Dies hat der VdMP jetzt auch in einem Schreiben an die Standesvertretung und die Politik deutlich gemacht. Darin fordern sie die Vertreter auf, zu acht Fragen aus den Bereichen AMA-Marketing, Kontrollen und Qualitätsprogrammen wie Tierwohl plus Stellung zu nehmen. Die Antworten wollen sie an die Landwirte und an Medien senden. Wir bleiben dran.

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