Vergangene Woche sendete die ARD in ihrer Wissenssendung „Wissen vor Acht Natur“ einen Beitrag über die Gefährdung von Wiesen und Weiden. Dabei nannte Moderator Thomas D auch die in Reinkultur bepflanzten Ackerflächen als Ursache für den Artenschwund (top agrar berichtete).
In einer Umfrage auf topagrar.com zeichnete sich ein deutliches Stimmungsbild ab: Drei Viertel der befragten Leser (751 Leser, Stand 8. März) sind sich einig, dass eine solche Verknüpfung – im Wortlaut „Intensive Landwirtschaft als Biotop-Killer“ – nicht in Ordnung sei. Auch in einer Umfrage bei Instagram (instagram.com/topagrar) stimmten rund drei Viertel der Befragten User (insgesamt 817 Stimmen) für diese Antwortmöglichkeit.
Hier können Sie weiterhin an der Umfrage teilnehmen:
Aus den Reaktionen und Kommentaren der top agrar Leser wird deutlich, dass die Landwirte eine fachliche Aufarbeitung solcher Themen im öffentlich rechtlichen Rundfunk fordern. Recherchen sollten in solchen Fällen von oder gemeinsam mit Experten aus der jeweiligen Branche durchgeführt werden, ist immer wieder zu vernehmen.
Landwirtin und Agrarbloggerin Carina Dünchem findet klare Worte für die Aussagen der ARD: „Und wir können den Scherbenhaufen wieder aufkehren … Ob sich das jemals ändert, dass man einfach zu solchen Themen besser recherchiert, Experten – und zwar echte aus der Praxis – dazu nimmt und mit statt über uns redet?!“
Und auch der Instagram-User „agrarhandel_wilke“ stellt klare Forderungen an die großen Redaktionen: „Gute Wissenschaftskommunikation zeichnet sich für mich insbesondere dadurch aus, dass eine Hypothese zu Beginn neutral betrachtet wird und erst nach Auswertung von wissenschaftlich erhobenen Daten ein Ergebnis gezogen wird“, fehle eine solche Aufarbeitung, werde dies der modernen Landwirtschaft nicht gerecht.
Diese Meinung zieht sich weiter durch die Reaktionen auf die Berichterstattung über diese Sendung. So schreibt ein weiterer User: „Sehr einseitige Sicht, nicht im geringsten als neutral oder objektiv zu bezeichnen.“
Bauer Willi als Peter Lustig 2.0?
Auch Agrarblogger Willi Kremer-Schillings alias Bauer Willi blieb in den vergangenen Tagen nicht untätig: Nach seiner Anfrage an die ARD-Redaktion schrieb diese, man habe den Begriff „Monokultur“ umgangssprachlich verwendet und habe keine Intention gehabt, Landwirtschaft als „Bösewicht“ darzustellen oder „Landwirtschafts-Bashing“ zu betreiben. Es habe sich, laut ARD, um „einen konstruktiven Vorschlaf für eine funktionierende Koexistenz von Landwirtschaft und Naturschutz“ gehandelt. Die Redaktion nehme die Kritik zum Anlass, „in Zukunft noch klarer und exakter zu argumentieren“.
Die @ARD_Presse hat tatsächlich auf meinen Einwand reagiert. Ein wenig klingt es nach Entschuldigung. Leider zu spät, denn eine korrekte Recherche wäre besser gewesen. https://t.co/S1NFV7xY7b Deshalb: eine Sondersendung "Willi vor Acht". Die Wahrheit ist den Menschen zuzumuten..
— Bauer Willi 🥕 (@BauerWilli_org) March 8, 2023
Kremer-Schillings veröffentlichte im Anschluss auch seine Antwort auf die Stellungnahme der ARD auf seinem Blog. Ihm gehe es nicht um den „falschen Begriff Monokultur“, sondern um die „Halb- und Unwahrheiten über die konventionelle Landwirtschaft“ von Seiten der ARD. Auch er fordert von den Redaktionen künftig Fachexperten in die Recherchen einzubinden und warf selbst einen Hut in die Runde als neuer Moderator einer „Wissen vor Acht“-Sendung: „Wie wäre es, wenn Bauer Willi auch die Chance bekommen würde, sein Wissen vor Acht auszubreiten? (…) Optisch erinnere ich an Peter Lustig…“
Auch top agrar hat eine Stellungnahme mit Erläuterung der Quellen bei der „Wissen vor Acht“-Redaktion angefordert. Diese blieb bisher unbeantwortet.